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Oasen im Sommer: Warum Wälder bei Hitze Abkühlung versprechen

Der Sommer kehrt zurück und mit ihm die Sehnsucht nach Abkühlung. Nicht nur Meer, Freibäder, Flüsse und Badeseen stehen an heißen Tagen hoch im Kurs, auch Wälder und Bäume versprechen ein wohltuend kühles Klima. Förster Mathias Aßmann erklärt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), warum es im Sommer im Wald besonders angenehm ist. Der 41-Jährige ist Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten in Braunschweig.

epd: Herr Aßmann, im Wald ist es in diesen heißen Tagen vergleichsweise kühl. Woran liegt das?

Mathias Aßmann: Das liegt natürlich am Schatten, daran, dass das Sonnenlicht durch das Blätterdach der Bäume absorbiert und reflektiert wird, aber das ist nur der naheliegendste Grund, es gibt weitere. Bäume transpirieren, sie verdunsten Wasser, das sie aus dem Boden aufnehmen über ihre Blätter oder Nadeln. Das dient eigentlich dem Nährstofftransport im Baum, wirkt aber im Grunde so wie bei uns Menschen. Diese Verdunstung kühlt. Und dann kommt dann noch die sogenannte Windruhe im Inneren des Waldes dazu. Sie bewirkt, dass die kühle Luft länger im Wald bleibt. Dieser Effekt gilt übrigens auch umgekehrt. Im Winter bleibt es in Wäldern länger warm.

epd: Wie viel Wald gibt es in Niedersachsen, welche Baumarten kommen am häufigsten vor und welche Rolle spielen sie bei Hitze?

Aßmann: Wir liegen mit unserer Waldfläche knapp unter dem Bundesdurchschnitt, rund ein Viertel der Fläche Niedersachsens ist bewaldet. Besonders häufig kommen Kiefern, Buchen und Eichen vor. Was den Hitzeschutz angeht, gibt es nicht den einen Superbaum, es kommt auf den Standort und die Mischung im Wald an. Aber man kann natürlich schon sagen, dass ein älterer Buchenwald mehr Schatten und Abkühlung verspricht als ein junger Kiefernwald. Doch die Kiefer kommt besser mit Hitze und Dürre zurecht als die Buche.

epd: In vielen Städten werden als Antwort auf die zunehmenden Hitze- und Dürreperioden mehr Bäume gepflanzt. Welche Bedingungen finden Bäume in Städten vor und welche Arten eignen sich?

Aßmann: Bäume sind natürlich gut für Städte, gerade wenn es heiß wird. Schon die Tatsache, dass Versiegelung aufgebrochen wird, ist zu begrüßen, nicht zuletzt auch aus Gründen des Hochwasserschutzes. Die Wuchsbedingungen für Bäume in Städten sind aber ganz andere als in Wäldern, viel extremer. Meist wird nur die Baumscheibe um den Stamm herum freigehalten, rundherum bleibt die Versiegelung bestehen. Häufig stehen die Bäume einzeln, haben keine Nachbarbäume, die sie beschatten, und von Hausfassaden, Fußwegen und Straßen strahlt die Hitze stark ab. Interessante, klimaresiliente Baumarten, nicht nur für Städte, auch für den Wald, sind etwa Linde und Baumhasel.