Null Punkte für muslimische Kampfsportlerin wegen ihres Kopftuchs

Eine 16-jährige Karate-Kämpferin trägt während ihrer Vorführung ein Kopftuch – und bekommt vom Kampfrichter bei den German Open null Punkte. Der Verband verteidigt sich, die Schura spricht von Diskriminierung.

Karate gehört zu den Kampfsportarten des Budo (Symbolbild)
Karate gehört zu den Kampfsportarten des Budo (Symbolbild)Pixabay

Hannover/Oldenburg. Die Bewertung des Auftritts einer muslimischen Kampfsportlerin mit Kopftuch in Oldenburg sorgt für heftige Diskussionen. Die 16-jährige Karate-Kämpferin aus Leer hatte für ihre Vorführung der Kampftechniken bei einem internationalen Wettbewerb wegen des regelwidrigen Tragens einer Kopfbedeckung eine Wertung von null Punkten erhalten. Der islamische Landesverband Schura Niedersachsen übte daraufhin deutliche Kritik am Veranstalter, der „International Budo Federation Deutschland“. Das Verhalten des Kampfrichters sei „diskriminierend und demütigend“ gewesen. Die Federation weist den Vorwurf entschieden zurück.

Der Islam-Verband erklärte in Hannover, das „ausgrenzende Verhalten“ des Bundeskampfrichters sei nicht nachvollziehbar. Der Verbandsvorsitzende Recep Bilgen verwies auf die Kampfsportart Taekwondo, in der Frauen das Tragen einer Kopfbedeckung erlaubt sei. Eine Taekwondo-Kämpferin mit Kopftuch habe bereits mehrere europäische Wettbewerbe gewonnen. Die Entscheidung passe auch nicht zu den aktuellen Bemühungen des Deutschen Olympischen Sportbundes, Migrantinnen in die Sportvereine zu integrieren. Bilgen appellierte an die Budo Federation, die Kleiderordnung für Wettkämpfe zu verändern.

Zur zweiten Disziplin nicht mehr angetreten

Die Budo Federation hingegen betonte: „Die Wettkampfordnung ist seit vielen Jahren bekannt, und die Turnierausschreibung war ebenfalls Monate vorher bekannt.“ Generalsekretär Andreas von der Haar sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), bei der Demonstration der Kampfformen gebe es aus traditionellen Gründen für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine strenge Kleiderordnung. In der nachfolgenden Disziplin Kampf hätte die 16-Jährige mit einem Kopfschutz antreten können, der aus Sicherheitsgründen vorgeschrieben sei. Sie sei zu diesem zweiten Wettbewerb aber nicht mehr angetreten.

Aufarbeitung angekündigt

Über die offene deutsche Meisterschaft „German Open 2022“ am 11. Juni, zu der Hunderte Kampfsportler aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden angetreten waren, hatte in der vergangenen Woche zuerst die Oldenburger „Nordwest-Zeitung“ berichtet. Demnach hat sich der Trainer der 16-Jährigen von „Budo Nüttermoor“ in Leer mit seiner Schülerin solidarisiert und gegen die Wertung protestiert. Er und ein anderer Verantwortlicher des Vereins wollten dem Bericht zufolge Beschwerde gegen die Entscheidung des Bundeskampfrichters einlegen. Die Budo Federation kündigte an, den gesamten Vorfall in geeigneter Weise aufzuarbeiten.

Budo ist der Oberbegriff für japanische Kampfsportarten, zum Beispiel Judo, Karate und Jiu Jitsu. (epd)