Nürnberger Christkind: Christkind war für mich immer ein Engel

Nelli Lunkenheimer (17), aktuelles Nürnberger Christkind, hat sich das Christkind nie als Mädchen, sondern als Engel vorgestellt. „Das Geschlecht war für mich nicht wichtig. Für mich war es golden, hat geglitzert und konnte fliegen“, sagte Lunkenheimer dem „Münchner Merkur“ (Weihnachten). Ans Christkind geglaubt, habe sie bis zur ersten Klasse: „An Weihnachten haben meine Geschwister und ich uns immer eingeredet, dass wir das Christkind draußen gesehen hätten. Das war immer sehr magisch.“

Erst nach und nach sei ihr dann klar geworden, dass es das Christkind gar nicht gebe, bekannte Lunkenheimer. Ihre Eltern hätten die Geschenke im Keller versteckt. Weil die Kinder dann in dieser Zeit nicht dort hin durften, habe sie sogar mal eine Kamera aufstellen wollen. „Irgendwann kamen die Zweifel und als ich es verstanden habe, war der Zauber leider weg. Dass Mama und Papa die Geschenke kaufen und nicht das Christkind, war erst mal ernüchternd“, bekannte das jetzige Christkind. Das Fest habe dann zwar weniger Magie gehabt, sei aber natürlich trotzdem noch schön.

Das Nürnberger Christkind eröffnet jedes Jahr am Freitag vor dem 1. Advent den weltberühmten Christkindlesmarkt am Hauptmarkt. Pünktlich um halb sechs spricht es von der Empore der katholischen Frauenkirche den Prolog, der mit den Worten beginnt: „Ihr Herrn und Fraun, die ihr einst Kinder wart, ihr Kleinen, zu Beginn der Lebensfahrt, ein jeder, der sich heute freut und morgen wieder plagt: Hört alle zu, was euch das Christkind sagt.“

Die Figur ist eine Erfindung der Nachkriegszeit und existiert seit 1948. Seit 1969 wird die Darstellerin alle zwei Jahre von der Bevölkerung und einer Jury gewählt. In der Zeit vor Weihnachten absolviert das Christkind viele Termine, etwa in Altenheimen, Kindergärten und Krankenhäusern. Dazu kommen Auftritte in ganz Deutschland und im Ausland. Eine kommerzielle Vermarktung der Figur ist verboten.