NS-Stellen-Leiterin: Rechtsextremismus und Islamismus verbunden
Ein junger Mann schießt auf das NS-Dokumentationszentrum in München, vermutet wird ein islamistischer Hintergrund – doch kein rechtsradikaler, kritisiert die Leiterin des Zentrums. Denn beides gehe Hand in Hand.
Beim Angriff auf das NS-Dokumentationszentrum in München vergangene Woche nur von einem islamistischen Hintergrund auszugehen, ist laut der Leiterin der Einrichtung zu kurz gedacht. “Rechtsextremismus und Islamismus gehen Hand in Hand, und zwar auf immer gefährlichere Weise. Das wird meines Erachtens viel zu wenig diskutiert”, sagte Mirjam Zadoff im Interview der “Süddeutschen Zeitung” (Freitag).
Werde beim Anschlag nur von Islamismus ausgegangen, könne das Thema in der deutschen Gesellschaft leicht als Teil den Nahostkonflikt “ausgelagert” werden, warnte die österreichische Historikerin. Hingegen gebe es in der Extremismusforschung schon länger die Befürchtung, dass Rechtsextremismus und Islamismus zusammenfinden könnten, “dass Rechtsextreme zwar antimuslimisch bleiben, aber es verbindende Elemente gibt: Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und Misogynie zum Beispiel. Und dass sie eine offene, liberale Gesellschaft als Feindbild teilen”. Beide Ideologien seien zudem antisemitisch eingestellt und stützten sich dabei auf dieselben Quellen, etwa die Propagandaschrift “Die Protokolle der Weisen von Zion” und Hitlers “Mein Kampf”.
Auch der Angriff auf ihr Haus sowie das israelische Konsulat in München vom Donnerstag vergangener Woche erhielte eine neue Qualität, wenn von einer Verbindung beider Ideologien ausgegangen werde. “Denn natürlich entsteht daraus ein anderes Gefährdungspotenzial für Gedenkstätten, für Erinnerungsorte, für Orte wie unser Haus, das für einen offenen Diskurs über Antisemitismus, über Rassismus, für eine liberale Gesellschaft steht”, erklärte Zadoff. “Und ich fürchte, dass das in der Diskussion übersehen wird.”