NS-Gedenkstätte erinnert an Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener

Anlässlich des 83. Jahrestags des Überfalls von Hitler-Deutschland auf die Sowjetunion lädt die Gedenkstätte im niedersächsischen Sandbostel am Sonnabend zu einem „biografischen Rundgang zu den sowjetischen Kriegsgefangenen“ des ehemaligen NS-Lagers ein. „Für die Menschen in der Sowjetunion begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall des Deutschen Reichs auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941“, erinnerte Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann. Damit habe gleichzeitig ein neuartiger Weltanschauungs- und Vernichtungskrieg begonnen.

„Von den 1941 mehr als drei Millionen in Gefangenschaft geratenen sowjetischen Soldaten starben bis zum Frühjahr 1942 etwa zwei Drittel“, führte Ehresmann aus. Bis zum Kriegsende seien es insgesamt bis zu sechs Millionen sowjetische Gefangene geworden: „Die systematische Missachtung des Kriegsvölkerrechts und der Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen gelten heute als eines der größten Kriegsverbrechen in der Geschichte.“

Das Kriegsgefangenenlager Sandbostel durchliefen Ehresmann zufolge insgesamt etwa 70.000 sowjetische Soldaten. „Sie waren unter katastrophalen Bedingungen untergebracht, ihnen wurde jegliche Unterstützung oder Hilfe vorenthalten.“ Die Verstorbenen seien anonym in Massengräbern auf dem Lagerfriedhof verscharrt worden. Bis heute sei die Zahl der in Sandbostel ermordeten oder an Krankheiten und Mangelversorgung gestorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen nicht bekannt.

„Der Rundgang geht auf die Geschichte der sowjetischen Kriegsgefangenen im Lager Sandbostel ein und verbindet sie mit den Erinnerungen ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener“, erläuterte Ehresmann. Er beginne um 14 Uhr im Foyer des Ausstellungsgebäudes und ende auf dem ehemaligen Lagerfriedhof.

Zum Gedenken speziell an das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen hatte Bundespräsident Steinmeier im Juni 2021 in Sandbostel einen Kranz niedergelegt. Er sagte damals, sein Besuch gelte einer Opfergruppe, die in der deutschen Erinnerung weitgehend im Schatten geblieben sei. Steinmeier ergänzte: „Das Sterben hat nicht nur in der Ferne stattgefunden, sondern auch hier bei uns.“