Landessynode beschließt Friedenserklärung

Die Landessynode der Nordkirche hat über friedensethische Perspektiven angesichts der Krieges in der Ukraine beraten. Am Ende der Sondersynode stand eine gemeinsame Friedenserklärung.

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Lübeck-Travemünde. Angesichts des Krieges in der Ukraine befasste sich die Landessynode der Nordkirche am Freitag und Sonnabend auf einer Sondersitzung mit friedensethischen Fragen. Dem Präsidium sei es wichtig gewesen zu verdeutlichen, dass „gerade unsere Kirche nicht nach dem ‚Business-as-usual‘-Gedanken weitermachen darf“, sagte Präses Ulrike Hillmann.

Nach intensiven Gesprächen, Vorträgen und Diskussionen beschlossen die Mitglieder am Ende einstimmig eine Friedenserklärung. Die Synode beauftragte zudem den Ausschuss „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ mit der Weiterentwicklung. „Die Arbeit ist damit nicht beendet“, sagte Vize-Präses Elke König zum Abschluss der Sondertagung.

In einem Impulsvortrag hatte der Synodale und Oberst i.G. Michael Strunk Fragen zum Frieden aufgeworfen. Er sei sich sicher, dass es ein Ringen um den richtigen Weg zum Frieden geben werde. Nur so könne ein gemeinsamer Weg trotz unterschiedlicher Anschauungen gefunden werden. „Nun sind wir gefordert, unserem Anspruch gerecht zu werden“, so Strunk.

Gewaltfreiheit gegen Selbstverteidigung

Michael Haspel, Systematischer Theologe am Martin-Luther-Institut der Universität Erfurt, und der ehemalige EKD-Friedensbeauftragte, Renke Brahms, stellten ihre Thesen gegenüber: Haspel sagte, dass „Waffenlieferungen nicht nur erlaubt, sondern geboten sind“, denn die Selbstverteidigung der Ukraine sei rechtlich und ethisch gerechtfertigt. Brahms mahnte hingegen zum Vorrang der Gewaltfreiheit und betonte die Bedeutung des zivilen Widerstands.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt rief zusammen mit dem Bischofsrat die Gemeinden der Nordkirche zum gemeinsamen Friedensgebet auf. „Ich sehe mit wirklicher Sorge, wie die Sprache des Krieges Einzug hält in unseren Alltag“, so die Theologin. Doch das Ziel: Frieden, dürfe dadurch nicht aus den Augen verloren werden.

Erzbischof Dietrich Borissowitsch Brauer aus Moskau berichtete: Seit Kriegsbeginn sei alles Gewohnte vorbei. „Jetzt geht es schlicht und ergreifend um Menschenleben. Nicht weit weg, sondern direkt vor der Tür“, so der 39-Jährige, der kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine mit seiner Familie das Land verließ und aktuell in Deutschland lebt.

„…und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens“

Mit ihrer Friedenserklärung erkennt die Nordkirche das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine rechtlich und ethisch an. Waffenlieferungen seien vertretbar, die Synode mahne aber die vorrangige Förderung des gewaltfreien und zivilgesellschaftlichen Widerstands an. Weiter hieß es: „Die friedensethischen Kriterien müssen angesichts der Zeitenwende geschärft werden.“ Das Papier schließt mit der Bibelstelle Lukas 1,19: „…und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“