Nordkirche will Jugendliche stärker beteiligen

Ob in Gemeinden oder im Kirchenkreis: Künftig sollen eigene Vertretungen für die Interessen von jungen Christen kämpfen. Doch die Jugendlichen wollen mehr.

Zeit für Luftsprünge: Junge Leute treffen sich in Verden bei Bremen
Zeit für Luftsprünge: Junge Leute treffen sich in Verden bei BremenPixabay

Lübeck-Travemünde. Die Nordkirche will junge Menschen künftig mehr an kirchlichen Entscheidungen beteiligen. Dazu hat die Synode ein umfangreiches Gesetz in erster Lesung beschlossen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene seien in allen Belangen, die ihre Lebenswelt in der Kirche betreffen, an der Entscheidungsfindung angemessen zu beteiligen, heißt es in dem 16-seitigen Papier. „Wir wollen damit einer freieren und offeneren Kirche näher kommen, die sich weniger auf die Institution Kirche und mehr auf Inhalte konzentriert“, sagte Kirchenleitungsmitglied Henning von Wedel.

Nach dem Gesetz soll sich jede Kirchengemeinde ein Konzept für die Arbeit mit jungen Menschen geben und die Art der Beteiligung regeln. In jeder Legislaturperiode soll der Kirchengemeinderat dieses Konzept überarbeiten. Sofern noch keine besteht, soll jede Kirchengemeinde eine Kinder- und Jugendvertretung bilden. Der Kirchengemeinderat wird zudem verpflichtet, sich mit Stellungnahmen von jungen Menschen ernsthaft auseinanderzusetzen.

Einfluss auf allen Ebenen

Kirchenkreise müssen ebenfalls Kinder- und Jugendvertretungen bilden. Auch auf landeskirchlicher Ebene bekommen junge Menschen mehr Gewicht. Künftig soll jeder Kirchenkreis vier Delegierte und zwei stellvertretende Delegierte in die Kinder- und Jugendvertretung der Landeskirche senden.

Die Synode der Nordkirche tagt in Lübeck-Travemünde
Die Synode der Nordkirche tagt in Lübeck-TravemündeNadine Heggen / epd

Außerdem muss die Landeskirche künftig Gesetzesvorhaben darauf prüfen, welche Auswirkungen sie auf die Lebenswirklichkeit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben. Das Landeskirchenamt hat alle Vorhaben, die auf den Beschluss eines Kirchengesetzes abzielen, der Jungen Nordkirche mit der Möglichkeit zur Stellungnahme vorzulegen, heißt es im Gesetz.


Mehr zur Synode
Nordkirche will sexuellen Missbrauch weiter aufarbeiten
Landesbischöfin: Nordkirche wird koloniales Erbe aufarbeiten
Kirchliche Klimaschützer übergeben Petition


Zum Auftakt hatte die Vorsitzende des Ausschusses „Junge Menschen im Blick“, Malin Seeland, eindrücklich für das Gesetz geworben. Seit Gründung der Nordkirche vor neun Jahren warteten die jungen Menschen auf eine einheitliche Regelung für die drei ehemaligen Landeskirchen in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Die jungen Menschen wünschten sich dieses Gesetz, damit eine Beteiligung auf allen Ebenen gesichert sei. „Junge Menschen sind Gegenwart und Zukunft. Sie werden später unsere Bänke füllen“, sagte Seeland und bekam dafür Applaus aus dem Plenum.

Aktiv ohne Mitgliedschaft in der Kirche

Doch die Jugendlichen wollen mehr: Seeland plädierte dafür, dass die Kirchenmitgliedschaft für junge Menschen bis zum Alter von 27 Jahren als Mitglied in Jugendvertretungen nicht verpflichtend ist. Die kirchliche Prägung durchs Elternhaus gehe zurück. Wichtig sei es, dass junge Menschen sich aktiv in die Gemeinde einbringen und sich mit der Arbeit identifizieren. „Verwehrt man ihnen das Stimmrecht wegen fehlender Kirchenmitgliedschaft, ist das sehr schmerzhaft. Wir verbauen uns damit vielleicht auch Kirchenbeitritte“, so Seeland.

Jurist von Wedel erklärte, dass das nicht so einfach zu ändern sei. „Die Nordkirche ist eine öffentliche Körperschaft. Wo Nordkirche drauf steht, muss auch Nordkirche drin sein.“ Daher sieht das Gesetz nun vor, dass nur Mitglieder der Nordkirche in die Jugendgremien gewählt werden können. Auch für Jugendliche, die nicht Mitglied der Nordkirche sind, gebe es viele Beteiligungsmöglichkeiten in der Jugendarbeit, so von Wedel. „Wir nehmen Ihre Überlegungen sehr ernst und werden sie in Bezug auf weitere Öffnungen der Kirche bedenken.“ (epd)