Rainer Kluck über Prävention: Von Schutzkonzepten zu Schutzprozessen

Der Leiter der „Stabsstelle Prävention – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der Nordkirche“, Rainer Kluck, geht in den Ruhestand. Der 1958 geborene evangelische Theologe und Religionspädagoge ist am 14. Juni mit einem Gottesdienst (11 Uhr) in der Apostelkirche in Hamburg-Eimsbüttel verabschiedet worden. Kluck leitete die Stabsstelle seit 2022. Zuvor war er in anderen kirchlichen Positionen seit 2010 im Bereich Prävention und Intervention tätig.

Kluck fand früh zu diesen Arbeitsfeldern: „Nach meinem Examen war ich von 1985 an im internationalen Jugendaustausch tätig. Als eine Teilnehmerin von einem Gastgeber vergewaltigt wurde, war das für mich wie ein Sprung ins kalte Wasser.“ Er habe damals erkannt, wie wichtig es ist, auf alles vorbereitet zu sein und im Vorwege Handlungsoptionen entwickelt zu haben. „Das war meine Initiation.“

Bis in die 2000er Jahre hinein gab es in der damaligen Nordelbischen Kirche keine Präventionsbeauftragten. Das änderte sich ab 2010, als der Missbrauchsskandal der evangelischen Kirche in Ahrensburg öffentlich bekannt wurde. Kluck wurde damals zunächst Präventionsbeauftragter des Kirchenkreises Hamburg-Ost.

Im Lauf der Jahre habe sich Prävention verändert, sagt Kluck: weg von Schutzkonzepten, die anfangs als „Instrumente erster Wahl“ gegolten hätten, hin zu Schutzprozessen. „Das heißt, wir nehmen uns die Zeit, immer wieder drauf zuschauen und immer wieder nachzufragen, ob das, was wir tun, die erhoffte Wirkung hat“, erläutert Kluck. Prävention sei schwer zu konfigurieren, wenn man nicht wisse, was die Ursachen sind. „Deshalb sind wir den Weg gegangen, verstehen zu wollen, warum Dinge passieren. Aus solchen Erkenntnissen heraus wird Prävention immer wieder neu angepasst.“

Inzwischen seien es über 30 Fachkräfte in der Nordkirche, davon zehn Stellen in der Stabsstelle, die sich beruflich mit Prävention befassen, sagt Kluck. Hinzu kämen „ganz viele, die in ihrem Beruf das Thema mitdenken“.

Nachdem Anfang 2024 die ForuM-Studie über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche vorgestellt wurde, habe das Stabsstellen-Team diese analysiert und geschaut, wo es ansetzen kann. „Das muss fortgesetzt werden, weil sich das in Schichten entfaltet – so wie bei einer Zwiebel. Wir müssen an die Kerne der Ergebnisse kommen.“

Insgesamt sei „schon viel erreicht, aber viel mehr liegt noch vor uns“, bilanziert Rainer Kluck. Bewährte Grundlagen müssten „auf den Prüfstand“ – „weil wir heute weiter sind mit neuen Erkenntnissen, Erfahrungen und Problemen.“ Er sei „vor allem den Betroffenen dafür dankbar, dass sie uns dabei voranbringen mit ihren Forderungen und mit ihren Beiträgen“.