Nordkirche hat Geburtstag – und feiert nicht

Die Bischöfe sagen, was nach der Fusion schon gut läuft, woran es noch hakt – und warum nicht gefeiert wird.

Auf dem Weg zur Nordkirche: Bundespräsident Gauck, umrahmt von Bischöfin Kirsten Fehrs und Bischof Gerhard Ulrich kurz vor dem Gründungsgottesdienst zu Pfingsten 2012
Auf dem Weg zur Nordkirche: Bundespräsident Gauck, umrahmt von Bischöfin Kirsten Fehrs und Bischof Gerhard Ulrich kurz vor dem Gründungsgottesdienst zu Pfingsten 2012Hanno Gutmann / epd

Hamburg. Vor fünf Jahren, am Pfingstsonntag 2012, wurde die Nordkirche mit einem Kirchenfest im Ratzeburger Dom gegründet. Prominenter Gast war Bundespräsident Joachim Gauck. Doch gefeiert wird das Jubiläum nicht. Die Nordkirche sei mit dem Reformationsjubiläum 2017 mehr als ausgelastet, sagte Nordkirchen-Landesbischof Gerhard Ulrich zur Begründung.
In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland – wie sie offiziell heißt – hatten sich die Landeskirchen Mecklenburg, Nordelbien und Pommern zusammenschlossen. Erstmals wurden damit Kirchen der ehemaligen DDR und der alten Bundesrepublik vereinigt. Mit rund 2,2 Millionen Mitgliedern ist sie die fünftgrößte evangelische Landeskirche. Mit ihren langen Küsten an Nord- und Ostsee gilt sie auch als "Urlaubskirche".
Die Christen der Nordkirche seien beispielhaft aufeinander zugegangen, sagte Ulrich in seiner Bilanz. Allerdings könne eine solches Projekt "nicht auf Knopfdruck reibungslos funktionieren". Es seien unterschiedliche Traditionen zusammengekommen, und es brauche Geduld, mit Widersprüchen und Konflikten umzugehen.

Bischofssitz wird verlegt

Die drei Kirchen waren recht unterschiedlich: Nordelbien hatte in Hamburg und Schleswig-Holstein rund zwei Millionen Kirchenmitglieder, Mecklenburg 200.000 und Pommern 100.000. Anders sah es bei den Gotteshäusern aus: Nordelbien brachte 812 Kirchen und Kapellen ein, Mecklenburg und Pommern 1.182. So mussten sich statistisch im Westen rund 2.600 Kirchenmitglieder eine Kirche teilen, im Osten nur 260.
Mecklenburg-Vorpommern hat auch die höchste Bischofsdichte. Landesbischof Ulrich hat seinen Sitz in Schwerin. Bischof Andreas von Maltzahn in Schwerin ist ebenso wie sein Amtsbruder Hans-Jürgen Abromeit in Greifswald für Mecklenburg-Vorpommern zuständig. Geplant ist für 2019, dass der Schweriner Bischofssitz aufgegeben und nach Greifswald verlegt wird. Bischof Abromeit tritt dann in den Ruhestand.
In den fünf Jahren seien viele Kirchengesetze erarbeitet worden, sagte Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs. Die Diskussionen würden aber nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Stadt und Land verlaufen. "Mehr Vielfalt als in der Nordkirche geht nicht." Dabei dürfe nicht vergessen werden, die zentralen Strukturen zu stärken. Sie höre viel zu selten: "Wir in der Nordkirche".

"Wir verzetteln uns"

Bischof von Maltzahn freut sich auch darüber, dass sich das Verhältnis zwischen Mecklenburg und Pommern merklich entspannt hat. Bei der Arbeit werde wahrgenommen, "wie viel uns verbindet". Vor der Nordkirchen-Gründung war ein Zusammenschluss zwischen den beiden kleinen Landeskirchen trotz jahrelanger Verhandlungen gescheitert.
Bei derart vielen rechtlichen und verwaltungstechnischen Fragen bestehe die Gefahr, das wirklich Wichtige aus den Augen zu verlieren, beklagt Bischof Abromeit. "Wir verzetteln uns." Trotz der vielen Aktivitäten würden sich zahlreiche Menschen von Glaube und Kirche abwenden. (epd)
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