Nordkirche gründet neues Ökumenewerk und zeigt Solidarität mit Juden

Die Landessynode der evangelischen Nordkirche hat auf ihrer 19. Tagung an diesem Wochenende in Travemünde die Weichen für die Gründung eines neuen Ökumenewerks gestellt. Während der zweitägigen Versammlung setzte sie klare Zeichen gegen Antisemitismus und sprach Jüdinnen und Jüden ihre Solidarität aus.

Das ab 2024 zu gründende selbstständige Ökumenewerk wird das derzeitige Zentrum für Mission und Ökumene (ZMÖ) und die bislang einzelnen Beauftragten der Nordkirche in Ökumene, Flüchtlingsarbeit, Friedensarbeit sowie das Seemannspfarramt unter ein Dach bringen. Auch die Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung wird hierunter angesiedelt.

Den Gottesdienst in der St. Lorenzkirche hielten Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern, und Landesrabbiner Yuriy Kadnykov (Mecklenburg-Vorpommern) gemeinsam. Kadnykov predigte. Dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte er anschließend, er habe von der Kanzel aus Tränen in den Augen vieler Gottesdienstbesucher gesehen. Diese Tränen sagten mehr als Worte, sie drückten das Mitgefühl der Menschen aus, zeigte sich der Landesrabbiner tief bewegt.

„Es ist so wichtig, dass wir jetzt zusammenstehen“, sagte Präses Ulrike Hillmann zu Kadnykov. „Wir versichern Sie unserer uneingeschränkten Solidarität.“ Aus der Geschichte erwachse dem deutschen Volk eine besondere Verantwortung für jüdische Mitbürgerinnen, Mitbürger und den Staat Israel als sicheren Zufluchtsort. Das dürfe nicht in Vergessenheit geraten.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt betonte, sie erlebe mit Sorge, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland erneut nicht sicher fühlen, dass antisemitische Vorfälle und Straftaten zunehmen. „Für uns im Bischofsrat ist klar: Das alles ist unerträglich und in keiner Weise zu akzeptieren.“

Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt, Bischof Jeremias und Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, trugen gemeinsam eine Solidaritätsbekundung des Bischofsrats vor. Antisemitismus in Deutschland zu bekämpfen, sei christlicher Auftrag, hieß es darin.

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, sagte: „Wir alle spüren dieses Gefühl: Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ Sie betonte: „Antisemitismus ist Sünde. Gottlos und nicht zu dulden.“

Fehrs ist seit vergangenem Montag (20. November) kommissarisch amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Ich habe hohen Respekt vor dieser Aufgabe, gerade auch angesichts der ‚ForuM‘-Studie zum Thema sexualisierte Gewalt, die Ende Januar veröffentlicht wird“, sagte sie.

Ihre Vorgängerin Annette Kurschus war am vergangenen Montag zurückgetreten. Kurschus wird vorgeworfen, sie sei nicht transparent mit einem mutmaßlichen Fall sexualisierter Gewalt an ihrem früheren Wirkungsort Siegen umgegangen.

Die Landessynode mit 156 Mitgliedern ist das Kirchenparlament und damit das höchste Leitungsgremium der Nordkirche und ihrer rund 1,8 Millionen Mitglieder. Die Synodalen repräsentieren die verschiedenen Ebenen der Nordkirche und arbeiten mehrheitlich ehrenamtlich.