Nordkirche diskutiert über ihre Zukunft

Schlanke Verwaltung, nachhaltige Finanzen: Die Nordkirche will die Weichen für die Zukunft stellen. Auf der Synode debattieren die Kirchenparlamentarier – und bemühen ein Motto von Udo Lindenberg.

Die Synodalen der Nordkirche diskutieren über die Zukunft ihrer Landeskirche
Die Synodalen der Nordkirche diskutieren über die Zukunft ihrer LandeskircheKristina Tesch

Die Landessynode der Nordkirche hat über ihren Zukunftsprozess „Horizonte hoch 5“ debattiert. Den Bericht dazu leitete Bischöfin Kirsten Fehrs (Hamburg/Lübeck) mit den Worten ein: „Stell dir vor: Die Zukunft wird super, und wir dürfen schuld sein“. Ziel sei es, die Handlungsfähigkeit der Nordkirche auch unter veränderten Rahmenbedingungen wie etwa steigenden Kirchenaustritten und sinkender gesellschaftlicher Relevanz zu erhalten, sagte Fehrs vor der Landessynode in Lübeck-Travemünde. Dabei müssten aktuelle Herausforderungen wie der digitale Wandel, mehr Teilhabe und eine nachhaltigere Finanzverteilung mit bedacht werden.

Die zweite Phase des Zukunftsprozesses stehe unter dem Titel „Hinterm Horizont geht’s weiter“, sagte Fehrs als Vorsitzende der Steuerungsgruppe in Anspielung auf das Lied von Udo Lindenberg. Sie betonte, dass ein wichtiger Bestandteil die Kommunikation zwischen allen sei –„von Landeskirchenamt über die Kirchenleitung bis in die Kirchengemeinden hinein“. Oberkirchenrat Matthias Lenz sagte, dabei sei ein schonungsloser Blick wichtig auf die Dinge, die die Menschen ermüden. Dafür brauche es Gottvertrauen, denn so, wie es jetzt sei, werde es nicht bleiben, stellte Lenz fest. Dennoch müssten Entscheidungen für die Zukunft der Nordkirche getroffen werden.

„Verzagtheit nicht angebracht“

Angesichts der anstehenden Herausforderungen mahnte Pastor Andreas Hamann: „Lasst uns sehen, dass wir uns selbst nicht zu wichtig nehmen.“ Bischöfin Fehrs ergänzte, dass ein hohes Maß an Problembewusstsein wichtig, Verzagtheit aber nicht angebracht sei. Mit Applaus reagierten die Synodalen auf Fehrs‘ Motto für die zweite Hälfte des Zukunftsprozesses: „Lieber 70 Prozent richtig und schnell als 100 Prozent richtig und nie.“

Bereits im Mai 2022 hatten die Synodalen der Kirchenleitung den Auftrag erteilt, den damals schon dreijährigen Prozess „horizonte hoch 5“ weiterzuentwickeln und zu konkretisieren. Mit den Beratungen zur Änderung des Hauptbereichsgesetzes und weiteren Maßnahmen zur Verschlankung der Verwaltungsstruktur würden jetzt erste Schritte gemacht, hieß es.

Worüber die Synode noch berät

Die Tagung der Landessynode der Nordkirche hatte mit einem Gottesdienst in der Travemünder St. Lorenzkirche begonnen. Bischöfin Fehrs hatte in ihrer Predigt an den Ausbruch des Krieges in der Ukraine vor einem Jahr erinnert und mahnte: „Den Überfallenen Hilfe zu leisten, der Gewalt zu wehren, ja klar – und doch immer zu wissen: Selig sind die Friedfertigen.“

Die rund 150 Landessynodalen werden sich während der Tagung bis Sonnabend außerdem mit der künftigen Bildung und Zusammensetzung der Landessynode und mehreren Kirchengesetzen beschäftigen. Dabei soll es unter anderem um eine Mindestquote für Menschen unter 27 Jahren und die Parität der Geschlechter gehen. Zudem stehen das sogenannte IT-Gesetz über den Einsatz und die Nutzung von verbindlicher und einheitlicher Informationstechnologie sowie Berichte aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern, aus dem Ausschuss „Junge Menschen im Blick“ sowie zum Klimaschutzbericht auf der Tagesordnung.

Die Landessynode ist das Kirchenparlament und damit das höchste Leitungsgremium der Nordkirche und ihrer rund 1,8 Millionen Mitglieder. Die Synodalen repräsentieren die verschiedenen Ebenen der Nordkirche und arbeiten mehrheitlich ehrenamtlich.