Noch sind Plätze frei

Das Wahljahr für den Kirchengemeinderat hat begonnen und damit auch die Suche nach Menschen, die kandidieren. Das stellt Gemeinden vor Herausforderungen – in der Hamburger Innenstadt genauso wie auf dem nordfriesischen Land.

Mikko Lemola / Fotolia

Bargum/Hamburg. Wen stellen wir auf? Wie viele Wahlurnen brauchen wir? Und was hat sich im Kirchenwahlrecht verändert? Diese und viele andere Fragen gilt es momentan in vielen Gemeinden der Nordkirche zu beantworten. Die Wahlen der neuen Kirchengemeinderäte (KGR) stehen am 27. November an, und die Kandidatensuche ist in vollem Gange.

Johannes Steffen ist in zwei nordfriesischen Gemeinden Pastor und organisiert daher zurzeit gleich zwei KGR-Wahlen: in Bargum und im 13 Kilometer entfernten Breklum.

„Wir müssen uns schon anstrengen“

Eine Herausforderung ist die derzeitige Kandidatensuche. „Es ist nicht so, dass uns die Leute hier die Bude einrennen“, sagt er. „Man muss die Leute auch anschnacken.“ Aber es sei ein ungeschriebenes Gesetz in der Gemeinde, dass scheidende KGR-Mitglieder sich um potenzielle Nachfolger bemühen. Das würde auch ganz gut funktionieren. Ein Drittel des aktuellen KGRs scheidet sowohl in Bargum als auch in Breklum aus. Dann ginge es darum, die Kandidaten so aufzustellen, dass die Altersstruktur gemischt und nicht nur Männer oder Frauen im Gremium vertreten seien. „Wir müssen uns schon anstrengen, aber ich bekomme wegen der KGR-Wahl keine weißen Haare oder schlaflose Nächte“, sagt Steffen.

Probleme auf dem Dorf

Beispiel Bargum: Der 600-Seelen-Ort gliedert sich in die beiden Dörfer West- und Ost-Bargum. West-Bargum ist das Kirchdorf. „Quasi Bargum-City“, sagt Pastor Steffen. Bei der KGR-Wahl versuche man, aus beiden Dorfteilen Kandidaten zu mobilisieren. Ähnlich in Breklum, wo Steffen eine weitere halbe Stelle als Pastor hat. „Zur Kirchengemeinde gehören sieben Dörfer. Jedes hat sein Eigenleben“, erklärt er. „Wir versuchen aus allen Dörfern Kandidaten zu bekommen, um kirchliche Themen ins Dorf zu bringen und die Dörfer in die Kirchengemeinde.“

Auch in der Hamburger Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde am Hauptbahnhof ist die Kandidatensuche in vollem Gange. „Natürlich rufen wir im Gemeindebrief dazu auf, für den KGR zu kandidieren. Das ist schließlich eine freie Wahl. Jedes Gemeindemitglied kann sich aufstellen“, sagt Pastor Julian Sengelmann. Darüber hinaus würden aber viele Gespräche mit potenziellen Kandidaten geführt. Denn: „Wir sehen natürlich auch, wo wir in den nächsten Jahren Expertise benötigen.“

Welche Berufe gesucht werden

Mit Blick auf Bauprojekte oder die vielen Menschen, die sich in prekären Situationen an die Gemeinde wenden, seien Architekten oder Rechtsanwälte sehr willkommen. Aber nicht nur. Die Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde ist breit aufgestellt. Da gibt es das Afrikanische Zentrum, die Suppengruppe, die Aids-Seelsorge, die integrative Jugendarbeit im „SCHORSCH“ und eine Vielzahl an Gruppen und damit viele Möglichkeiten, Schwerpunkte in der eigenen KGR-Arbeit zu setzen. Denn idealerweise spiegelt sich diese Vielfalt im KGR wider.

Doch Julian Sengelmann warnt auch: „Wir nehmen als Kirche manchmal zu selbstverständlich Ehrenamtliche in Beschlag.“ Man müsse da auch den Menschen im Blick behalten. „Es gibt Personen, denen die Rolle als KGR-Mitglied gar nicht guttun würde.“

Zuversicht in Nordfriesland

Die Wahl sei auch eine Chance für die Gemeinde, sagt Sengelmann. „Es passiert gerade so viel.“ Die ökologische Entwicklung mit ihren Herausforderungen, Flüchtlingsarbeit, Veränderungen der Gebäude – das alles sei eine Chance für ganz neue Zielgruppen, sich in der Kirche zu engagieren. „Ich bin auf jeden Fall positiv gestimmt, wenn ich an die KGR-Wahl denke“, sagt er. Ähnlich sieht es Johannes Steffen. „Dat löppt sech zurecht, sagt man hier in Nordfriesland. Und das wird es auch.“