Artikel teilen:

Nintendos “Donkey Kong Bananza” löst Euphoriewelle aus

Eigentlich war Donkey Kong, der Gorilla mit Krawatte, im Schatten von Super Mario verschwunden. Nun feiert er ein spektakuläres Comeback und überrascht auch erfahrene Spieler. In der Kurzkritik: “Islanders: New Shores”.

So läuft es eben manchmal im Showbusiness: Ein Star macht den anderen berühmt und muss danach in die zweite Reihe zurücktreten. “Donkey Kong” verhalf 1981 einem gewissen Super Mario – der damals noch gar nicht so hieß – zu Weltruhm und spielt seitdem die zweite Banane, Verzeihung, Geige. Dem Genre der Jump & Run-Spiele, deren Protagonisten über Plattformen, Hindernisse und Abgründe hinweg gen Ziel hüpfen, ist der affige Sympathieträger aber stets treu geblieben.

Typischerweise spielt sich das Geschehen in zwei Dimensionen und weitgehend linear ab. Deshalb ist es für ältere Fans erst einmal nicht leicht zu schlucken, dass der jetzt erschienene Teil den Krawatte tragenden Gorilla in offenen 3D-Arealen randalieren lässt. Ja, auch das ist eine gewöhnungsbedürftige Design-Entscheidung: Man kommt nur vorwärts, indem man diese digitalen Welten nach allen Regeln der Kunst zerlegt. Umso überraschender, dass das nahezu einhellige Urteil der Kritiker und Spieler geradezu euphorisch, ja hymnisch ausfällt. Tatsächlich findet sich fast keine Rezension, die eine Wertung unter 90 Punkten auf einer 100er-Skala ausweist.

Bricht sich da die Freude über die gerade erschienene Spielkonsole Switch 2 Bahn, auf der “Donkey Kong Bananza” exklusiv erscheint? Oder ist das Game ungeachtet des etwas bemühten Titel-Wortspiels wirklich so gut? Jeder, der einmal eine Burg aus Sand oder Bauklötzen gebaut hat, weiß: Das Bauen ist wunderbar, aber manchmal ist es einfach noch wunderbarer, sich danach bäuchlings hineinzuwerfen! Das ist in etwa das Grundprinzip, nach dem auch “Donkey Kong Bananza” abläuft – nur ohne das Bauen.

Auf der Suche nach den wie immer zu Beginn eines Donkey-Kong-Spiels verloren gegangenen Früchten betätigt sich der Held als eine Art Brachialarchäologe, der mit seinen Pranken Felsgestein pulverisiert, Sachen durch die Gegend schleudert und sich mit mächtigen Bodenstampfern in den Untergrund gräbt, um dabei Schätze, Fossilien und natürlich Bananen zutage zu fördern. Das wird nach etwa einer Stunde etwas eintönig – bis man sich “eingegroovt” hat und feststellt, wie befriedigend diese Tour de Force eigentlich ist. Offenbar ist es genau das, wonach man sich insgeheim lange gesehnt hat: Einfach mal nach Herzenslust durch die Welt wüten, um herauszufinden, was sie im Innersten zusammenhält.

Man tut ja schließlich auch niemandem weh dabei. Die Gegner sind ein kunterbunter Haufen von Fantasiegeschöpfen, die zu abstrakt sind, als dass man sie für wirkliche Wesen halten könnte – zumal sie spätestens im nächsten Level wieder putzmunter auf der Matte stehen. Der Schwierigkeitsgrad ist niedrig, meist geht es darum, recht simple Mechaniken zu durchschauen und einen Weg durch das farbenfrohe Chaos zu finden.

“Donkey Kong Bananza” ist ganz eindeutig ein Spiel für Kinder, das aber auch bei Erwachsenen therapeutische Wirkung entfalten kann. Auf den Schultern des Helden sitzt nach kurzer Zeit ein 13-jähriges Mädchen namens Pauline, die dem traditionell etwas einfältigen Affen den Weg weist. In ihre Rolle kann im Koop-Modus ein zweiter Spieler schlüpfen, was den Spaß noch einmal verdoppelt.

Generationsübergreifend ist auch der typische Nintendo-Humor mit allerlei skurrilen Charakteren und überdrehten Einfällen. Es ist nicht zuletzt diese schiere Lust an der gern auch mal ins Alberne abdriftenden Überzeichnung, die japanischen Spielen zu ihrem globalen Siegeszug verholfen hat. Gut möglich, dass das zu den Dingen gehört, die vom Weltgeschehen gepeinigte Seelen gerade besonders gut gebrauchen können.

Nintendo

USK-Freigabe ab 6 Jahren; das Geschehen ist sehr chaotisch, was kleinere Kinder überfordern könnte und eine gewisse Erfahrung mit digitalen Spielen voraussetzt.

ja

Sprache einstellbar

Switch 2

70 bis 80 Euro (digital/physisch)

Vorzügliche Jump & Run-Games in 3D gibt es auch vom Nintendo-Konkurrenten Sony. “Astro Bot” für die Playstation 5 ist ein vielfach ausgezeichneter Vertreter dieses Genres, in dem man mit einem sympathischen Roboter durch fantasievolle Areale voller Rätsel hüpft. Bunt und fantasievoll ist auch “Sackboy: A Big Adventure”, ebenfalls von Sony und für Playstation wie für PC (ca. 60 Euro über Steam) erhältlich.

Manchmal macht es den Reiz von Spielen aus, dass darin so gut wie gar nichts passiert. Anders ist die Beliebtheit beispielsweise von “Patience” kaum zu erklären. Oder der Erfolg des PC-Spiels “Islanders”. Darin besiedelt man zufällig generierte Inselwelten mit ebenfalls zufälligen Gebäude-Decks – Kartenspielen nicht unähnlich.

Dieses Grundprinzip behält der nun erschienene Nachfolger “Islanders: New Shores” bei. Zu meditativen Musikklängen gestaltet man pittoreske, zartbunte Bauklotzlandschaften, deren Charme gerade in ihrer Schlichtheit liegt. Die Architektur bewegt sich irgendwo zwischen mediterran, altertümlich und Fantasy. Ob Wohn- oder Wirtschaftsgebäude, keines erfüllt eine bestimmte Funktion.

Es ist allerdings nicht gleichgültig, wo sie errichtet werden. Denn abhängig vom jeweiligen Ort und der Nähe zu anderen Bauwerken gibt es dafür unterschiedlich viele Punkte. Das stellt einen immer wieder vor die Frage, ob man lieber nach eigenem Gusto oder mit Blick auf eine Höchstwertung vorgehen soll. So oder so gilt: Sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind, gibt es neue Gebäudearten, ist alles verbaut, geht es automatisch zur nächsten Karte. Die zeigt zwar ein anderes Ambiente, die Aufgabenstellung bleibt aber gleich. Für Actionfans ist das natürlich nichts, dafür bringt einen das Spiel dazu, zu entschleunigen und sich in den schönen Landschaften zu verlieren, die einerseits austauschbar sind, andererseits aber auch ganz individuell, vor allem aber: schön.

Studio: The Station, Publisher: Coatsink/Thunderful, Plattform: PC, Multiplayer: nein, ohne Altersbeschränkung, ca. 10 Euro.