Einst zum Tode verurteilt und nun posthum ausgezeichnet: Umweltaktivist Ken Saro-Wiwa ist knapp 30 Jahre nach seinem Tod begnadigt worden. Mehr als eine “erfreuliche Nachricht” ist das für Menschenrechtler jedoch nicht.
Die nigerianische Regierung hat 30 Jahre nach dessen Hinrichtung Umweltaktivist Ken Saro-Wiwa begnadigt. Laut einem Bericht der BBC (Freitag Online) zeichnete Präsident Bola Tinubu ihn zudem posthum mit nationalen Ehren aus. Die Auszeichnung der Regierung erhalten jährlich herausragende nigerianische Persönlichkeiten am nationalen Demokratietag.
Gemeinsam mit acht weiteren, ebenfalls nun begnadigten Umweltaktivisten war Saro-Wiwa am 10. November 1995 gehängt worden; angeordnet hatte das zehn Tage zuvor der damalige Militärherrscher Sani Abacha. Die Hinrichtung löste weltweit Entsetzen aus. Die Ogoni Nine, so der Name der Aktivisten, hatten die Umweltverschmutzung im Ogoniland im Südosten Nigerias angeprangert und wollten die Praktiken des Ölkonzerns Shell nicht länger hinnehmen.
Shell steht seit Jahrzehnten in der Kritik, mit der Ölförderung und der einhergehenden Verschmutzung im Nigerdelta, das im Südosten des Landes liegt, zahlreichen Fischern und Bauern ihre Lebensgrundlage entzogen zu haben. Saro-Wiwa beschrieb die Gebiete einst als “Mondlandschaft”. In den vergangenen Jahren hatte es mehrere Prozesse gegeben. Laut UN-Angaben liefen seit dem Beginn der Ölförderung im Jahr 1958 bei mindestens 7.000 Vorfällen mindestens 13 Millionen Barrel Rohöl aus. Shell macht dafür Sabotage und das gezielte Anzapfen von Pipelindes verantwortlich.
An der Begnadigung gibt es auch Kritik. Isa Sanusi, Leiter des Nigeria-Büros der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, bezeichnete diese zwar als “erfreuliche Neuigkeiten”. “Aber sie bleiben weit hinter der Gerechtigkeit zurück, die die Ogoni Nine brauchen und verdienen. Die nigerianische Regierung muss ihre Unschuld offiziell anerkennen und sie vollständig rehabilitieren”, so Sanusi.
Ken Saro-Wiwa wurde 1941 geboren und erlangte vor allem als Schriftsteller internationale Bekanntheit. Um gegen Umweltverschmutzung zu kämpfen, gründete er die Bewegung für das Überleben des Ogoni-Volkes (MOSOP). Der ethnischen Minderheit gehören etwa eine halbe Million Menschen an. Zu den Erfolgen der Bewegung zählten Massenproteste im Januar 1993 mit 300.000 Teilnehmern. Saro-Wiwa erhielt 1994 den Alternativen Nobelpreis, den Right Livelihood Award, sowie im Jahr darauf den Goldman Environmental Prize und den Bruno-Kreisky-Preis.