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Niedlich und gefährlich – Forscher rufen zu Waschbären-Jagd auf

Forscher fordern ein härteres Vorgehen gegen Waschbären. Die Tiere gelten bei vielen als besonders niedlich – gefährden aber einheimische Vögel, Amphibien und Reptilien, weil sie alles fressen.

Waschbären werden nach Expertensicht zu einer immer größeren Gefahr für Vögel und Amphibien und müssten gerade in Schutzgebieten intensiver bejagt werden. “Wir müssen den gesetzlich verankerten Artenschutz konsequent umsetzen”, forderte der Biologe und Parasitologe Sven Klimpel. Eine Gruppe von Wissenschaftlern der Goethe-Universität Frankfurt forderte daher in einem am Dienstag veröffentlichten Expertenpapier ein konsequenteres Handeln von Bund und Ländern.

Waschbären würden viel zu häufig nur als “charismatisches Wildtier” wahrgenommen; seine ökologische Gefahr für heimische Arten sei zu wenig bekannt oder werde ignoriert, kritisierten die Forscher. Mit geschätzt 1,6 bis 2 Millionen Tieren habe sich der Waschbär zu einem der häufigsten Raubsäuger in Zentraleuropa entwickelt.

Obwohl inzwischen jährlich mehr als 200.000 Waschbären erlegt werden, steige die Population weiter, ergänzte Norbert Peter. In Städten wie Kassel lebten mittlerweile mehr als 100 Waschbären pro 100 Hektar. Dies sei eine der höchsten Raubtierdichten in Europa.

Studien belegten, dass Waschbären gezielt Brutplätze von Amphibien, Reptilien oder Vögeln aufsuchen. Dabei töteten sie oftmals ganze Gelege und damit mehr, als sie verwerten können. “Wir dokumentieren einen dramatischen Rückgang sensibler Arten in Gebieten mit hoher Waschbärdichte”, so Peter weiter.

Die Tiere gelten als Allesfresser. In sensiblen Lebensräumen können sie ausschlaggebend für das lokale Verschwinden von Tierarten werden. Ziel müsse es daher sein, mit Geld vom Bund in allen Bundesländern abgestimmte Managementpläne für Waschbären zu erarbeiten.

Die Forscher wollen mit ihrem Positionspapier auch mutmaßlichen Fehlannahmen über die Tierart entgegentreten und aufklären.