Die Bezahlkarte für Geflüchtete bleibt in Niedersachsen ein Streitpunkt. Nicht nur ein Bündnis von rund 100 Organisationen wie Flüchtlingsrat oder Pro Asyl fordert die Abschaffung, auch einzelne Städte äußern sich skeptisch bis kritisch, wie Göttingen, Osnabrück und Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigten. Sie fürchten einen höheren Verwaltungsaufwand und halten die Begrenzung der Bargeldauszahlung auf 50 Euro für diskriminierend. In Osnabrück hat der Rat unter anderem mit den Stimmen von SPD und Grünen die Verwaltung beauftragt, eine Klage vor dem Niedersächsischen Staatsgerichtshof zu prüfen.
Demgegenüber teilte das Innenministerium in Hannover auf Anfrage mit, alle Kommunen bis auf einige wenige hätten die ersten Bezahlkarten bereits abgerufen. Insgesamt seien rund 9.000 Karten an Asylsuchende ausgegeben worden, sagte ein Sprecher. Einen höheren Verwaltungsaufwand werde es lediglich bei der Einführung geben. Eine Diskriminierung der Kartennutzer werde schon deshalb vermieden, weil die VISA-Debitkarte sich optisch nicht von anderen Debitkarten unterscheide. Die Bargeldobergrenze könne im Einzelfall angehoben werden.
Die Landesregierung hatte die Bezahlkarte für Geflüchtete, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beziehen, verpflichtend für alle Kommunen eingeführt. Im Januar 2024 hatten sich die Ministerpräsidenten-Konferenz auf eine bundesweit einheitliche Bezahlkarte geeinigt. Allerdings wird sie in den Ländern unterschiedlich ausgestaltet. Das betrifft etwa die Höhe der Bargeldauszahlungen. Nordrhein-Westfalen erlaubt seinen Kommunen, die Karte gar nicht einzuführen. Davon machen Münster, Düsseldorf und Krefeld Gebrauch.