Niedersachsen: Kirchengemeinden gründen Energiegenossenschaft

Der Kirchenkreis Wesermarsch setzt auf erneuerbare Energien: Eine Energiegenossenschaft soll den Weg zur Energiewende ebnen. Es geht nicht nur um grünen Strom.

Felix Rodenjohann vom Klimarat des Kirchenkreises Wesermarsch treibt die Gründung der Genossenschaft voran.
Felix Rodenjohann vom Klimarat des Kirchenkreises Wesermarsch treibt die Gründung der Genossenschaft voran.privat

„Die Frage, was wir für den Klimaschutz und damit für die Bewahrung der Schöpfung tun können, beschäftigt jeden einzelnen als Geschöpf, denn wir haben nur diese eine Erde“, sagt Kreispfarrerin Christiane Geerken-Thomas vom Kirchenkreis Wesermarsch.

Dieser will Teil der Energiewende werden und gründet deshalb im August eine Energiegenossenschaft. Ziel ist der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien. Die Genossenschaft soll nicht nur in erneuerbare Energien investieren, sondern auch alle Aktivitäten rund um Klimaschutz und Energiewende im Kirchenkreis bündeln. Beteiligen können sich Kirchengemeinden, Gemeindemitglieder, Privatpersonen und Unternehmen aus der Region

Alte Gebäude sind eine Herausforderung

Wir müssen jetzt handeln, indem wir unsere Lebensweise anpassen und unseren Energieverbrauch reduzieren“, sagt Geerken-Thomas. Dabei steht der Kirchenkreis Wesermarsch vor besonderen Herausforderungen. Viele Gebäude sind alt, stammen teilweise aus dem 17. Jahrhundert und sind kunsthistorisch bedeutend. Um diese Gebäude zu erhalten und klimaneutral zu machen, sind finanzielle Mittel erforderlich.

Geerken-Thomas skizziert, dass Synergieeffekte genutzt werden sollen: Einerseits sollen Einnahmen durch Energieerzeugung erwirtschaftet, andererseits Gelder durch die Umstellung auf grüne Energie gespart werden. Ziel ist es, so viele Gebäude wie möglich in kirchlicher Nutzung zu erhalten.

Ein eigenes Energiesystem aufbauen

Der Kirchenkreis verbraucht jährlich etwa 4,1 Millionen Kilowattstunden Gas und 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom. Viele Gebäude nutzen Erdgas zur Beheizung, die Fahrzeuge sind noch nicht komplett auf E-Mobilität umgestellt.

„Das wird sich durch die Energie­genossenschaft ändern. Die Genossenschaft wird am Ende allen Gemeinden den Umstieg auf emissionsfreie Energie ermöglichen können, sodass dann Klimaziele übererfüllt werden“, sagt Felix Rodenjohann. Der Klima- und Energieberater engagiert sich im Klimarat des Kirchenkreises, der die Genossenschaftsgründung vorantreibt. „Wir bauen unser Energiesystem selber auf. “

Das umfasst mehr als nur die Erzeugung von Strom; Wärme und Mobilität sind auch beinhaltet. Die Wärmeversorgung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden mit Erdgas und Öl ist teuer und klimaschädlich. Die Genossenschaft will es den beteiligten Gemeinden ermöglichen, ohne finanzielle Belastung auf emissionsfreie Wärme, Mobilität und Elektrizität umzusteigen.

Umsetzung ab 2026 geplant

„Es ist unnötig, abzuwarten und nichts zu tun, während weiterhin teures Erdgas verbraucht wird“, sagt Rodenjohann. „Je schneller wir den Gashahn abdrehen, desto mehr Geld steht uns für die Sanierung zur Verfügung. Je mehr Gebäude wir gleichzeitig sanieren, desto niedriger fallen die Installationskosten aus. Für uns ist es wichtig, schnell zu sein, damit wir uns die Dekarbonisierung leisten können.“

Nach Bestandsaufnahme und Planung sollen die Maßnahmen ab 2026 umgesetzt werden. Die Zeit drängt: Um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten, müssen die Projekte im Kirchenkreis bis spätestens 2030 umgesetzt werden. „Die Menschheit hat durch die Entdeckung und Nutzung fossiler Energieträger das Gleichgewicht des Erdsystems gestört“, sagt Rodenjohann. „Wir können uns selbst nicht helfen, wenn wir Ausreden erfinden, um nichts zu tun.