Der niedersächsische Landtag hat am Dienstag in Hannover mit großer Mehrheit beschlossen, ab 2026 Reanimation als Pflichtstoff im Schulunterricht zu verankern. Lediglich die AfD stimmte gegen den Antrag von CDU, SPD und Grünen. Die Ausbildung in Wiederbelebung sei von essenzieller Bedeutung, um die Überlebensrate bei plötzlichem Herz-Kreislauf-Stillstand zu erhöhen, heißt es in dem Antrag. Studien zeigten, dass die Rate in Ländern, in denen die Bevölkerung umfassend in Herz-Lungen-Wiederbelebung geschult ist, deutlich höher ist als in Ländern, in denen diese Kenntnisse weniger verbreitet sind.
Die Lerninhalte zum Thema Reanimation sollen nach Auskunft von Kultusministerin Julia Willi Hamburg (Grüne) in den Lehrplan der Unterrichtsfächer Biologie und Naturwissenschaften für die Jahrgänge 5 bis 10 aufgenommen werden. Das Kerncurriculum werde überarbeitet.
Es sei konsequent, dass das Thema Wiederbelebung an Schulen eine größere Rolle als bisher spiele, sagte Hamburg. „Üben baut Hemmungen ab und sorgt dafür, dass dann auch wirklich geholfen wird.“
Diese Ansicht teilt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Niedersachsen. „Wer bereits als Kind und Jugendlicher Erste Hilfe und die Wiederbelebung lernt, hat weniger Scheu und wendet sie viel selbstverständlicher im Notfall an“, sagte Präsident Hans Hartmann. Die verpflichtende Vermittlung von Kenntnissen der Wiederbelebung im Unterricht „trägt auf alle Fälle dazu bei, dass viel mehr Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand überleben“.
Die Johanniter-Unfall-Hilfe in Niedersachsen begrüßte den Beschluss ebenfalls, wies aber „angesichts des akuten Lehrkräftemangels“ auf mögliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung hin. Es biete sich deswegen ein Schulterschluss mit den Hilfsorganisationen an„, sagte Landesvorstand Hannes Wendler. “Diese verfügen bereits über das erforderliche Equipment und Know-how.”
Hamburgs Angaben zufolge sind in Deutschland rund 120.000 Menschen pro Jahr vom plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand betroffen. Nur elf Prozent würden überleben. „Das könnten zwei- bis dreimal so viele sein, wenn sofort konsequent gehandelt würde“, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin.