Nie mehr Saustifte

Mit Beginn dieses Kirchenjahres führte die EKD die neue Ordnung der Gottesdienstlichen Texte und Lieder ein. Im „angesagt“ stellen wir die darin neu vorgeschlagenen Wochenlieder vor. Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt Evangelisches Gesangbuch. Ergänzungsband 17 Jens Blanck zum neuen Wochenlied

Jens Blanck zum neuen Wochenlied

In meiner frühen Jugend habe ich während meiner Berufsausbildung auf Montage Dinge erlebt, die wünscht man niemandem. Es war schlimm, wie man mit uns Lehrlingen umgegangen ist. „Saustifte“ war die „kollegiale“ Bezeichnung für uns Lehrlinge des ersten Lehrjahres. In der Hoffnung, Hilfe zu bekommen, bin ich in meiner Verzweiflung sogar mal zur „Volkspolizei“ gegangen. Leider ohne Erfolg. Auch in der Firmenzentrale Fehlanzeige. Erst als ein Lehrling einer anderen Firma dort verprügelt wurde, wurde ich ernst genommen und es kam Besserung. Dieses Gefühl, in der Fremde so ohnmächtig zu sein, hat meinem Leben in einem schwierigen Jugendalter eine Wendung gegeben, für die ich heute sehr dankbar bin. Ich habe erfahren, wenn in der Welt niemand hilft, dann findet man Hilfe bei Gott, vorausgesetzt, man ist offen für ihn. Daraus erwuchs eine Stärke, mit der Situation umzugehen und engagiert dagegen anzugehen. Nun könnte man meinen, ich müsste diesen ungehobelten Lehrausbildern dankbar sein für diese Erfahrung, denn durch die Tiefe erlebte ich in besonderer Weise einen Weg zu Gott. Nein, ich lobe allein meinen Gott, weil ich erfahren habe, dass er da ist und da sein will, wo wir Menschen Hilfe brauchen. Er gibt die Kraft, dass wir handeln und die Dinge aussprechen und von der Ungerechtigkeit reden. Heute nehme ich ein Lächeln in mir wahr, wenn es heißt, dass es ein Problem gibt, denn ich weiß: I’ll never walk alone. Ich werde nie allein gehen.