Nich bange machen lassen

Heimat kann man hören. Wenn mich jemand fragt: „Wo kommen Sie denn wech?“ (hochdeutsch: „Woher kommen Sie denn?“), dann verraten mir meine Ohren sofort, woher dieser Zeitgenosse stammt: aus Ostwestfalen. Wie ich. Und „sobutz“ – also sofort – kann das Gespräch losgehen.
Allerdings auf hochdeutsch. Denn das ist die Sprache, die in Westfalen und Lippe heutzutage gepflegt wird. Die Sprache unserer Vorfahren aber? Plattdeutsch? Davon existieren bestenfalls noch ein paar magere Überreste (siehe oben) und Erinnerungen an die Kindheit, als wir Kopsterbolter statt Purzelbäume schlugen und zum Babutz statt zum Frisör gingen.

Die Westfalen und Lipper haben ihre Sprache verloren. Schade. Und jetzt müssen Wissenschaftler und Volkshochschulen ran, damit dieses Kulturerbe nicht komplett dem Vergessen anheimfällt. Bayern oder Schwaben waren da irgendwie cleverer…
Dabei sagt der Name „Platt“, der aus dem Französischen über die Niederlande zu uns eingewandert ist, schon genug aus über die Qualitäten dieser „flachen“ Sprache: Fachleute nennen sie allgemeinverständlich, ungekünstelt und vertraut. Ich würde ergänzen: freundlicher als das amtliche Hochdeutsch.
Nun hat die NRW-Landesregierung ein Törchen hin zu dieser vergessenen Sprache eröffnet: Sie erlaubt Städten und Gemeinden, ihre plattdeutschen Namen auf den Ortsschildern zu führen – etwa „Düörpm“ in Dortmund oder „Baukem“ in Bochum. Vielleicht ist das ein Anstoß für den einen oder die andere, die sprachlichen Eigenarten der Heimat neu zu entdecken. Schön wär‘s. Jedenfalls sollten wir uns da nich für bange machen lassen…