Neustart mit Christus

Über die Beziehung der Menschen zu Gott schreibt Christian Bauer. Er ist Pastor in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Predigttext für den folgenden Sonntag lautet: "Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er verwüstet werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde." aus Jesaja 5, 1-7
Nicht immer sind Mauern schlecht. Im „Weinberglied“ des Propheten Jesaja (5, 1-7) markieren sie einen besonderen Segensbereich: Gott hat sich aus allen Völkern ein Volk herausgerufen, um es mit Zuwendung und Erziehung in Form zu bringen. Den Schutz gibt es gratis dazu. Seine Hoffnung ist, dass dieses Volk Sinn für Recht und Gerechtigkeit entwickelt; dass gute Pflege eine gute Ernte hervorbringt. Kleinere Rückschläge werfen den Weingärtner nicht aus der Bahn. Menschen ändern sich nicht über Nacht. Gott hat Geduld mit seinem Lieblingsprojekt.
Leider tut sich auch langfristig nichts. Ernüchterung stellt sich ein. Wann genau, das bleibt im „Weinberglied“ offen. Es wird wohl ein schleichender Prozess gewesen sein, ein Beziehungs-Krimi. Die Ernte ist Jahr für Jahr ein Totalausfall. Jeder Aufwand, jede Investition erscheint sinnlos. Es kommt einfach nichts zurück. Irgendwann ist die Geduld aufgebraucht. Gott begräbt seine Hoffnung. Der Weinberg wird aufgegeben. Die Mauern werden zerstört. 
Die Preisgabe hat Folgen: Feinde haben leichtes Spiel. Die fehlenden Schutzmauern sind eine Einladung, sich zu bedienen. Für Israel bedeutete das verlorene Kriege, Erobertwerden, Plünderungen. Der Staat zerfällt. So fühlt es sich an, wenn Gott seinen Segen zurückzieht. Selber schuld, meint der Prophet.
Christenheit und Kirche sind diese Erfahrungen eine Mahnung und erinnern an die eigene Glaubensbiografie. Es begann für uns ganz unten. Unsere Gottesbeziehung war zerstört; wir waren Sünder. Von einem fruchtbaren Weinberg hat keiner mehr zu träumen gewagt. Dann der Neustart mit Christus. Ein unverhoffter Frühling, allein aus Gnade. Doch wiederholt sich die Geschichte nun?
Christus ist mehr als ein Gärtner. Er ist der Weinstock, wir sind die Reben. Darum hat Gott jetzt wieder Erwartungen an uns. Die Liebe weitergeben, selber zum Segen werden, Recht und Gerechtigkeit schaffen – nach wie vor ein stolzer Auftrag. Doch in der Kraft Christi hat er endlich Aussicht auf Erfolg.
Unser Autor
Christian Bauer
ist Pastor in Hohenmocker in Mecklenburg-Vorpommern.
Zum Predigttext des folgenden Sonntags schreiben an dieser Stelle wechselnde Autoren. Einen neuen Text veröffentlichen wir jeden Mittwoch.