“Wir sind #Weltkulturerbe!” Die Märchenschlösser von Bayernkönig Ludwig II. zählen neu zum Erbe der Menschheit – wie auch die Steinkreise von Carnac und die minoischen Paläste Kretas.
Schloss Neuschwanstein ist Weltkulturerbe. Die zuständige Unesco-Kommission nahm am Wochenende in Paris den Bau und weitere Schlösser von Bayernkönig Ludwig II. ins Welterbe-Verzeichnis auf. Von Freitag bis Sonntagmittag erfolgten 21 neue Einträge, darunter auch die steinzeitlichen Megalith-Anlagen von Carnac in der Bretagne und die minoischen Paläste Kretas. Am Sonntagnachmittag will das Welterbekomitee weitere Entscheidungen treffen.
Die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer, lobte die “herausragende Würdigung” der bayerischen Schlösser. Sie zeugten von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs. “Neuschwanstein, Linderhof, das Königshaus am Schachen und Herrenchiemsee sind den Traumwelten Ludwigs II. entsprungen. Heute zählen sie zum Erbe der gesamten Menschheit.” Für Bundesagrarminister Alois Rainer (CSU), der auch für Heimat zuständig ist, stärkt diese Entscheidung die Regionen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte auf der Plattform X: “Für unsere Märchenschlösser wird ein Märchen wahr.” Dies sei “ein weltweiter Ritterschlag” für die vier Bauten. “Gerade Neuschwanstein ist Bayerns Wahrzeichen schlechthin”, so Söder. Das Schloss verbinde große Kunst und Kultur und auch ein bisschen Kitsch und Klischee. Manche dächten dabei vielleicht an Disney. “Aber nein: Neuschwanstein ist und bleibt das Original aus Bayern.” Daher investiere der Freistaat viel Geld in den Erhalt seines kulturellen Erbes.
Ludwig II. ließ Neuschwanstein im Voralpenland ab 1869 im Stil einer mittelalterlichen Ritterburg errichten. Möglichst allein wollte er dort seinen Traumwelten nachhängen. Heute zählt das Schloss zu den stärksten Tourismusmagneten Deutschlands. Jährlich kommen mehr als eine Million Besucher aus aller Welt.
Die über drei Kilometer langen prähistorischen Steinreihen sowie die Großsteingräber (Dolmen) von Carnac im Westen Frankreichs wurden in der Jungsteinzeit ab etwa 4500 v. Chr. errichtet. Die Anlage umfasste ursprünglich mehr als 3.000 Steine bis 4 Meter Höhe.
Auch Knossos und vier weitere minoische Stätten auf der griechischen Insel Kreta – Phaistos, Malia, Zakros und Kydonia – sind neu auf der Kulturerbe-Liste. Über dreieinhalb Jahrtausende war die bronzezeitliche Hochkultur, die nach dem mythischen König Minos benannt wurde, verschüttet. Heute zieht allein Knossos knapp eine Million Touristen jährlich an.
Zu den Neuaufnahmen gehören auch die Kulturlandschaft des mächtigen Mulanje-Massivs im Süden Malawis, die für ihre Felsbilder bekannte Region Murujuga im Nordwesten Australiens, der von Menschenhand geschaffene Regenwald des Forest Research Institute Malaysia und Gedenkstätten in Kambodscha, die an die Verbrechen der Roten Khmer und ihre Opfer erinnern.
Weiter zeichnete das Gremium den im Meer versunkenen Karibik-Hafen Port Royal auf Jamaika aus sowie Zeugnisse des mittelalterlichen Königreichs Khuttal in Tadschikistan, zudem prähistorische Kunst und Architektur Sardiniens oder den Pilgerweg des Volkes der Wixárika nach Wirikuta/Mexiko.
Die Welterbeliste umfasst inzwischen mehr als 1.200 Stätte in rund 170 Ländern. Deutschland verzeichnet nun 55 Welterbestätte. Die Unesco-Kommission tagt noch bis Mittwoch (16. Juli) in Paris.