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Neuordnung der Welt

Sechs Millionen in der Schoah ermordete Jüdinnen und Juden, Millionen weitere Tote, zerstörte Städte und Länder: Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der bedingungslosen Kapitulation des NS-Regimes. Im Sommer 1945 wurde auf der Potsdamer Konferenz über die Folgen für den Aggressor Deutschland und die Neuordnung der Welt entschieden. Am 2. August endeten die Verhandlungen im Schloss Cecilienhof mit einer umfangreichen „Mitteilung“ der Dreimächtekonferenz.

In dem als „Potsdamer Abkommen“ bekanntgewordenen Protokoll einigten sich die Siegermächte USA, Großbritannien und Sowjetunion auf Grundsätze im Umgang mit Deutschland: Entnazifizierung, Entmilitarisierung, Entschädigungen mit Demontage von Industrieanlagen, Demokratisierung und Dezentralisierung.

„Alliierte Armeen führen die Besetzung von ganz Deutschland durch, und das deutsche Volk fängt an, die furchtbaren Verbrechen zu büßen“, lautet einer der Beschlüsse. Und: „Der deutsche Militarismus und Nazismus werden ausgerottet.“ Die Alliierten vereinbarten auch, sich falls erforderlich auf weitere Maßnahmen zu verständigen, „die notwendig sind, damit Deutschland niemals mehr seine Nachbarn oder die Erhaltung des Friedens in der ganzen Welt bedrohen kann“.

Es sei nicht die Absicht der Alliierten, „das deutsche Volk zu vernichten oder zu versklaven“, heißt es dort weiter: „Die Alliierten wollen dem deutschen Volk die Möglichkeit geben, sich darauf vorzubereiten, sein Leben auf einer demokratischen und friedlichen Grundlage von neuem wiederaufzubauen.“ Wenn unablässig auf dieses Ziel hingearbeitet werde, könne das deutsche Volk dann „zu gegebener Zeit seinen Platz unter den freien und friedlichen Völkern der Welt“ einnehmen.

In Potsdam wurde auch die Oder-Neiße-Linie von den Westmächten als neue deutsche Ostgrenze vorläufig anerkannt. Und es wurde entschieden, die deutsche Bevölkerung aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn „in ordnungsgemäßer und humaner Weise“ auf das verbliebene deutsche Gebiet zu überführen. Am Rande der Verhandlungen wurde von US-Präsident Harry S. Truman der Atombombeneinsatz gegen den mit Deutschland verbündeten Kriegsgegner Japan beschlossen. Bald darauf kapitulierte das Land und der Krieg ging auch im Fernen Osten zu Ende.

Dass Schloss Cecilienhof als Verhandlungsort ausgewählt worden war, habe an der Lage nahe Berlin gelegen, schreibt der Historiker Jürgen Luh. Das Bauwerk im englischen Landhausstil mit 176 Zimmern, von 1913 bis 1917 als letzter Schlossbau der Hohenzollern errichtet, war bei den alliierten Bombenangriffen ohne größere Schäden davongekommen. Dort war ebenso wie in den großen Villen im nahen Babelsberg genug Raum vorhanden, um die „Großen Drei“ und ihre Delegationen komfortabel unterzubringen und zu tagen.

An den Verhandlungen in dem Schloss, das bis 1945 die Residenz des letzten deutschen Kronprinzenpaares Wilhelm und Cecilie von Preußen war, hatten sich neben Truman der britische Premierminister Winston Churchill, der dann von seinem Nachfolger Clement Attlee abgelöst wurde, und Josef Stalin beteiligt. Während der 16 Konferenztage hätten 13 Sitzungen der Staats- und Regierungschefs stattgefunden, schreibt Luh. Dem seien nach einem streng geregelten Tagesablauf ab acht Uhr morgens vorbereitende Gespräche der zuständigen Vertreter der Delegationen vorangegangen und ab elf Uhr Sitzungen der Außenminister.

Schließlich wurde kurz nach Mitternacht am frühen 2. August das Abschlussprotokoll unterzeichnet. Frankreich trat am 7. August unter Vorbehalten bei.

Schloss Cecilienhof gehört heute zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Mit der Potsdamer Konferenz habe es „seine größte historische Bedeutung“ gehabt, betont Stiftungsdirektor Christoph Martin Vogtherr. Wegen umfangreicher Sanierungen ist es derzeit geschlossen. Die Stiftung lädt zu virtuellen Besichtigungen im Internet ein. „Die Engländer und Amerikaner wollen uns knebeln“, wird Stalin dort zitiert. Und von Truman heißt es: „Stärke ist das Einzige, was die Russen verstehen.“