Neuer Vorsitzender der polnischen Bischöfe ist Vatikan-Kenner

Er gilt in Polens Kirche weder als progressiv noch konservativ: Danzigs Erzbischof Tadeusz Wojda. Nun haben die polnischen Bischöfe den Ordensmann zum neuen Vorsitzenden gewählt. Im Vatikan ist er kein Unbekannter.

Der Danziger Erzbischof Tadeusz Wojda (67) ist neuer Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz. Bei ihrer Vollversammlung in Warschau wählten die rund 90 stimmberechtigten Bischöfe Wojda am Donnerstag zum Nachfolger von Erzbischof Stanislaw Gadecki (74), wie ein Sprecher mitteilte. Laut Statut musste der bisherige Vorsitzende nach zwei fünfjährigen Amtszeiten den Vorsitz abgeben.

Wojda, geboren am 29. Januar 1957 nahe der Stadt Kielce im Südosten Polens, gehört dem Orden der Pallottiner an. Bevor er 2021 Erzbischof in der Ostseestadt Danzig (Gdansk) wurde, war er knapp vier Jahre lang Erzbischof im nordostpolnischen Bialystok. Bekanntheit erlangte der promovierte Missionswissenschaftler vor allem durch seinen vehementen Einsatz für traditionelle Familienwerte. In der Kirche in Polen wird er weder dem progressiven noch dem konservativen Flügel zugerechnet.

Der neue Bischofskonferenz-Vorsitzende wurde 1983 zum Priester geweiht. 1984 ging er zum Weiterstudium nach Rom, das er 1989 mit einer Doktorarbeit über die Missionstheologie aus Münster und der belgischen Universität Löwen abschloss. Wojda kennt sich gut im Vatikan aus, weil er lange für dessen Evangelisierungsbehörde arbeitete. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) ernannte ihn 2012 zum Unterstaatssekretär der Missionskongregation.

Als neuen Vize-Vorsitzenden wählte die Bischofskonferenz den Erzbischof von Breslau (Wroclaw), Jozef Kupny (68). Der Krakauer Erzbischof Marek Jedraszewski (74) schied nach zwei Amtszeiten turnusgemäß aus dieser Position aus.

Gadecki hatte zehn Jahre lang der Bischofskonferenz vorgestanden und war zuvor seit 2004 deren Vize-Vorsitzender. Zu seinen schwierigsten Amtshandlungen zählte er am Mittwoch vor den Bischöfen unter anderem seinen Brief an Patriarch Kyrill I. nach Russlands Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 und den „Brief der brüderlichen Sorge“ von 2022 an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, wegen des Reformprojekts Synodaler Weg. Manche Beschlüsse des deutschen Gremiums widersprächen dem Evangelium, protestierte Gadecki damals.

Als „freudigste Ereignisse“ in seiner Amtszeit bezeichnete Gadecki zuerst die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in Polen und die Hilfe für das von Russland angegriffene Nachbarland; danach das „Verbot eugenischer Euthanasie“. Damit meint er die Entscheidung des polnischen Verfassungsgerichts von Oktober 2020, die den Passus im Abtreibungsgesetz für verfassungswidrig erklärte, der Schwangerschaftsabbrüche bei einer schweren Fehlbildung oder Krankheit des Fötus erlaubte. Erfreut haben ihn nach eigenen Worten auch die Feier zum 1.050. Jahrestag der Taufe Polens und die Einführung des „Tages des Judaismus“.

Die römisch-katholische Kirche hat in Polen traditionell großen Einfluss. In den vergangenen Jahren verlor sie aber besonders in der jungen Generation an Ansehen. Bei der jüngsten Volkszählung 2021 bekannten sich rund ein Fünftel der Befragten weniger zur römisch-katholischen Kirche als noch beim Zensus von 2011. Nur noch 27,1 Millionen Polinnen und Polen gaben an, katholisch zu sein; 2011 waren es noch 33,7 Millionen.