Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz unternimmt einen neuen Anlauf, um in praktisch der gesamten Innenstadt ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern durchzusetzen. Die erst Anfang April verhüllten und dann abgebauten Verkehrsschilder an mehreren Hauptverkehrsachsen würden im Laufe des Dienstags wieder an ihre früheren Standorte zurückgebracht, kündigte Verkehrsdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) am Montag an. Nach der Vorlage eines neuen Lärmschutzgutachtens habe die Stadt eine neue Rechtsgrundlage für die Beschränkungen. Auch der Landesbetrieb Mobilität (LBM) habe den Plänen zugestimmt.
Die Stadt hatte 2020 auf mehreren viel befahrenen Abschnitten unter anderem entlang des Rheins, die als Bundesstraße ausgewiesenen sind, Tempo 30 angeordnet. Damals war das mit der Notwendigkeit begründet worden, die Schadstoffemissionen zu reduzieren. Anderenfalls drohten Fahrverbote im Mainzer Stadtzentrum. Als neuere Zahlen belegten, dass die Schadstoffhöchstwerte wohl auch ohne Geschwindigkeitsbeschränkung eingehalten werden können, ordnete der städtische Rechtsausschuss auf die Beschwerde eines einzelnen Bürgers hin an, das Tempolimit auf den Bundestraßen-Abschnitten mit sofortiger Wirkung aufzuheben. Eine Verlängerung des Tempolimits mit neuer Begründung war zu diesem Zeitpunkt bereits geplant, konnte aber nicht sofort umgesetzt werden.
„Es ist unglücklich gelaufen mit der zeitlichen Lücke“, kommentierte Steinkrüger das Hin und Her beim Tempo 30, das unter anderem für Mehrarbeit beim städtischen Bauhof gesorgt hatte. Allein die Materialkosten für Fahrbahnmarkierungen schätzt die Verkehrsbehörde auf rund 6.000 Euro.
Steinkrüger schloss auf Nachfrage nicht aus, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen noch auf weitere Bereiche auch außerhalb der Mainzer Innenstadt ausgeweitet werden. Im Stadtzentrum sei das Tempo 30 von „sehr vielen Anwohnenden“ und den Schulen ausdrücklich begrüßt worden. Positive Rückmeldungen habe es auch von Radfahrern gegeben, da die Hauptverkehrsstraßen nicht durchgängig über Radwege verfügen. Die Stadt rechne allerdings mit neuen Beschwerden gegen die Rückkehr zum Tempolimit, sagte die Dezernentin: „Ich habe gemerkt, dass das ein sehr emotionales Thema ist.“