Neuer Kantor in Potsdam

Caspar Wein bringt die Friedenskirche zum Klingen.

Caspar Wein leitet drei Chöre
Caspar Wein leitet drei ChörePrivatforo

In der Kirchenmusik-Szene und der reichen Chorlandschaft in Potsdam fällt seit Anfang des Jahres ein neuer Name auf: Caspar Wein. Sein musikalisches Zentrum ist die Friedenskirche. Mit dem Berliner hat die Gemeinde des im Park Sanssouci stehenden Gotteshauses nunmehr den achten Kantor in ihrer Geschichte. Er tritt in die großen Fußstapfen von Vorgängern wie Karl Landgrebe, Ekkehard Tietze, Matthias Jacob oder Johannes Lang, die die Musica sacra in Potsdam zum Leuchten brachten.

Neben dem gottesdienstlichen Musizieren richtet Wein sein Augenmerk besonders auf die Chorarbeit. Das ist auch der Wunsch der Kirchengemeinde und des Kreiskirchenrates. Vier Chöre sind an der Friedenskirche beheimatet. Der Oratorienchor und der Vocalkreis werden vom Kantor geleitet.

Mit Demut und Zuversicht

Ab September wird er auch die Kantorei übernehmen, die bislang der emeritierte KMD Matthias Jacob betreute. Die Leitung des Kinder- und Jugendchors hat Juliane Esselbach inne.

„Mit Demut vor der wunderbaren Kirchenmusik-Tradition an der Friedenskirche, doch auch mit Freude und Zuversicht bin ich in das Amt eingestiegen“, sagt Wein. „Ich finde es großartig, dass nach der schwierigen Corona-Zeit beispielsweise der Oratorienchor wieder mit 80 Sängerinnen und Sängern besetzt ist. Somit sind wir in der Lage, große chorsinfonische Werke aufzuführen.“

Gemeinschaft festigen

Dass man eine rückläufige Zahl von Chorsängern und eine Veränderung religiöser Bindung konstatieren muss, lässt sich nicht verbergen. Dies bedeutet, dass die Gemeinschaft in den einzelnen Chören gefestigt werden muss, auch die klangliche und musikalische Qualität. „Immer wieder müssen wir aber Ausschau nach jungen Sängerinnen und Sängern halten, die Interesse haben, im Chor mitzusingen, die die Werke verschiedener Epochen interpretieren.“ Am letzten April-Wochenende gab Caspar Wein mit der Messe Es-Dur Nr. 6 von Franz Schubert sein erstes viel beachtetes Konzert mit dem Oratorienchor.

Dem fast 30-jährigen Caspar Wein, Sohn einer Ärztin und eines Musikers, ist das Musizieren seit Kindesbeinen vertraut. Im Staats- und Domchor Berlin wirkte er als Knabensopran mit. Nach der Schule nahm er ein Studium am Kirchenmusik-Institut der Universität der Künste (UdK) in Berlin auf und beendete es zunächst mit einem Bachelor. 2017 kam die Anfrage, ob er für ein Jahr die Elternzeitvertretung der renommierten Kantorenstelle am Brandenburger Dom übernehmen könne. Das Vertrauen in Caspar Wein war groß. Er bewerkstelligte das große Feld der Kirchenmusik am Dom mit Bravour und Ausstrahlung. „Diese Zeit war für mich ein Glückstreffer, konnte ich doch dort das umfangreiche Arbeitsgebiet eines evangelischen Kantors intensiv kennenlernen“, erzählt Caspar Wein.

Offene Ohren für musikalische Vielfalt

Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Südamerika nahm er zunächst eine freiberufliche Tätigkeit als Musiker auf und begann zum Wintersemester 2019 das Masterstudium Kirchenmusik an der UdK, das er nun abgeschlossen hat. Seit Januar 2020 leitet Caspar Wein die Cantorei an der Reformationskirche Berlin-Moabit. Mit ihr führte er 2022 mit Erfolg Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ auf. Dass er für die Vielfalt der Musik offene Ohren hat, verdeutlicht auch seine Mitwirkung als Dirigent beim Kultursommer „Dorf macht Oper“ in Klein Leppin in der Prignitz.