Neue Sicht auf die Welt

Gut drei Wochen hat René Lagemann aus Ibbenbüren in Simbabwe verbracht. In einem Workcamp konnte er erleben, wie man in dem afrikanischen Land versucht, den Folgen des Klimawandels zu begegnen.

René Lagemann und Agatha Moyo bereiten die Pflanzung von Bäumen vor, die an das Klima in Simbabwe angepasst sind.
René Lagemann und Agatha Moyo bereiten die Pflanzung von Bäumen vor, die an das Klima in Simbabwe angepasst sind.René Lagemann

„Es ist schon eine große Umstellung aus den Bergen bei Mutare mit 36 Grad Wärme und großer Luftfeuchtigkeit wieder in das winterlich kühle Münsterland zu kommen“, sagt René Lagemann bei seiner Rückkehr aus Simbabwe Ende Dezember. Der junge Mann aus Westfalen hat drei Wochen bei der Organisation PORET im Osten Simbabwes gearbeitet. Wie die von „Brot für die Welt“ geförderten Nichtregierungsorganisationen Tsuro und Fambidzanai bemüht sich auch die Organisation PORET, Kleinbauern bei der Sicherung ihrer Existenz zu unterstützen.

Für die Probleme und Sorgen der kleinbäuerlichen Familien gibt es verschiedene Ursachen: Schon während der englischen Kolonialzeit waren die alten, an die Natur der Region angepassten Wälder abgeholzt worden. Stattdessen wurden schnell wachsende Arten unter anderem für die Trocknung von Tabak angebaut. Der Klimawandel verstärkt die negativen Folgen dieser Veränderungen. So verwüstete der Cyclon Idah mit seinem Stark-regen 2019 viele Dörfer, Farmland und die Infrastruktur in der Region nahe der mosambikanischen Grenze. Mit ihrer 64. Aktion macht „Brot für die Welt“ unter dem Motto „Eine Welt. Ein Klima. Eine Zukunft“ auf diese Situation aufmerksam und unterstützt Hilfsmaßnahmen für die von Überschwemmungen oder Dürreperioden betroffenen Kleinbauern in Simbabwe.

Vom Baufinanzierungsberater zum Bauer von Steinmauern

„Ich arbeite als Baufinanzierungsberater bei einem Kreditinstitut in Rheine“, sagt Lagemann. Mit ökologischer Landwirtschaft habe er in seinem deutschen Alltag nichts zu tun. In Simbabwe aber habe er gelernt, „wie wichtig es ist, dass die Kleinbauern mit Steinen kleine Staumauern bauen, um bei Starkregen das Auswaschen der Böden zu verhindern und gleichzeitig so das Grundwasser zu sichern“.

Als Teilnehmer des Workcamps hat Lagemann beim Bau der Steinmauern geholfen sowie bei der Pflanzung von einheimischen Bäumen. „Sie tragen dazu bei, das Grundwasser zu halten, und spenden gleichzeitig dem Gemüse Schatten“, erklärt Lagemann.

Förderung von Fortbildungen für Kleinbauern

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workcamps lernten zudem, aus organischen Materialien Kompost herzustellen. Damit wird teurer Kunstdünger ersetzt, den sich die Kleinbauern wegen der Preissteigerungen nicht mehr leisten können und der bei falschem Einsatz den Boden zerstören kann. Das Aufbringen von Mulch hilft den Pflanzen, die verstärkt als trockenresistente Züchtungen gezogen werden, auch trockene Perioden zu überstehen. „Brot für die Welt“ fördert diese Neuzüchtungen und Fortbildungen für Kleinbauern, damit sie trotz des Klimawandels genügend Nahrungsmittel anbauen können.

ein Paar geht Hand in Hand über ein Feld (in Simbabwe).

„Ich war in mehreren Familien eingeladen und habe viele Gespräche mit den simbabwischen Workcamp-Teilnehmern geführt. Beeindruckt hat mich die große Freundlichkeit der Menschen“, sagt Lagemann. Erstaunlich habe er gefunden, dass trotz materieller Armut die Menschen einen zufriedenen Eindruck machten. Seine Bilanz nach gut drei Wochen: „Ich bin sicher, dass diese Wochen in Simbabwe meine Sicht auf die Welt nachhaltig beeinflussen werden.“

• Junge Erwachsene haben die Möglichkeit, an Workcamps in Simbabwe teilzunehmen. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es für 18- bis 27-Jährige auch die Chance auf Förderung durch den „Konkreten Friedensdienst“ des Landes NRW. Informationen bei Kerstin Hemker unter
kahemker@web.de.