Noch kurz die Welt retten: Neue Serie über eine Notärztin in ARD

Nina Haddad tritt bei der Mannheimer Feuerwehr eine Stelle als Notärztin an. In der neuen ARD-Serie „Die Notärztin“ muss sie sich nicht nur vor dem Team bewähren.

Unter der Regie von Jan Haering, spielen Sabrina Amali (r.) in der Titelrolle als Notärztin Dr. Nina Haddad und Max Hemmersdorfer (l.) als Feuerwehrmann Markus Probst
Unter der Regie von Jan Haering, spielen Sabrina Amali (r.) in der Titelrolle als Notärztin Dr. Nina Haddad und Max Hemmersdorfer (l.) als Feuerwehrmann Markus ProbstARD/ Volker Roloff

Serien über Ärzte jeglicher Couleur, aber auch die Bergwacht oder Rettungsflieger sind bekanntermaßen sehr beliebt im deutschen Fernsehen. Es scheint ein menschliches Grundbedürfnis zu bedienen, hauptberuflichen „Rettern“ bei Arbeit und Privatleben zuzusehen. Nun kommt mit „Die Notärztin“ im Ersten ein weiteres Format hinzu, das gleich beide Bereiche abdeckt, indem es von einer Ärztin im Dienst der Feuerwehr erzählt. Ausgestrahlt wird die Serie ab dem 13. Februar jeweils dienstags von 20.15 bis 21.00 Uhr.

Um es gleich vorwegzunehmen: Die Story rund um die Mannheimer Feuerwache 3 erfindet das Genre nicht neu, ist aber solide gemacht und befindet sich weitgehend auf der Höhe der Zeit.

Kein Fokus auf migrantischen Hintergrund von Titelfigur Nina Haddad

Was vor allem an der Figurenzeichnung abzulesen ist: So spielt der offenbar migrantische Hintergrund von Titelfigur Nina Haddad (Sabrina Amali) erfreulicherweise keine Rolle – zumindest in den ersten beiden Folgen nicht. Unter den zentralen Feuerwehrleuten ist mit der toughen Billy (Anna Schimmrigk) immerhin eine Frau. Und Ninas Kollege Paul (Paul Zichner) ist ein dauergestresster Papa, der sich das Sorgerecht für die Tochter zu gleichen Hälften mit der Ex teilt.

Mit dem kernigen Einsatzleiter Pio (Mark Zak) gibt es freilich auch einen Vertreter alter Schule, der Frauen wenig zutraut und „die Jugend von heute“ für verloren gibt: Er ist sozusagen der Sparringspartner, anhand dessen hier verschiedene aktuelle Themen verhandelt werden.

Ein vielfältiges und mit Tiefe gezeichnetes Figurenensemble

Sonnyboy Markus (Max Hemmersdorfer), der bald ein Auge auf Nina wirft, ist dagegen eine Figur, wie es sie so oder so ähnlich im Grunde schon immer gab: Er gibt den gut gelaunten Casanova, der das Leben leicht nimmt. Dazu kommt mit Dienststellenleiter Köster noch der bürokratische Schreibtisch-Typ, ein ewiger Außenseiter im Team, das zu jeder Tages- und Nachtzeit für den Notfall parat stehen muss. Ein vielfältiges und durchaus mit Tiefe gezeichnetes Figurenensemble, das stimmig dargestellt wird – beides keine Selbstverständlichkeit im entsprechenden TV-Genre.

Auch die Patienten, auf die Nina als Ersthelferin trifft, überzeugen: In der ersten Folge sind dies der drogenabhängige Netto, das einsame Teenagermädchen Emily sowie dessen klammernde Mutter; in der zweiten Folge ein dreister Hypochonder und eine alte Dame, die trotz Hinweisen auf einen Herzinfarkt partout keine Behandlung wünscht.

Vieles verläuft recht vorhersehbar

Schade bloß, dass das Format in dramaturgischer Hinsicht recht vorhersehbaren Pfaden folgt: Um Entwicklung erzählen zu können, trifft Nina stets mehrmals auf ihre Patienten. Ein etwas schematisches Konzept, das schon bald zu einer gewissen Redundanz führt. Und zu der Frage, wie klein Mannheim eigentlich ist. Zudem zeugt ein so offensichtliches, leicht didaktisch erzähltes Gegensatzpaar wie in Folge 2 nicht eben von Subtilität.

Nichtsdestotrotz bietet „Die Notärztin“ so einiges, das gelungen ist: allen voran die tolle Hauptdarstellerin Sabrina Amali, die Ninas Facettenreichtum – das Idealistische, das Warmherzige, das Hartnäckig-Penetrante, aber auch das Schweigen über ihre Vergangenheit – eindrücklich verkörpert. „Grenzen“ sind das zentrale Thema der Figur. Die zu ziehen, damit hat diese Nina Haddad so ihre Schwierigkeiten. Ständig geht sie über Grenzen bei ihren Versuchen, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Über die eigenen sowieso, wozu auch ihre mangelnde Abgrenzung gegenüber dem Leid der Patienten gehört – aber schon auch über die der Kollegen. Und gelegentlich missachtet sie sogar die Vorgaben ihres Jobs.

Probleme der Branche werden in den Blick genommen

Dieser Themenkomplex wird deutlich, aber angemessen beiläufig erzählt; überhaupt fällt die Regie durch handwerkliche Solidität auf. Allzu spannend oder gar kontrovers wird es in „Die Notärztin“ zwar nicht; das Geschehen plätschert meist so dahin – dass sich Konflikte hier schnell wieder in Wohlgefallen auflösten, kann man der durchaus ernsthaften Produktion aber nicht vorwerfen. Eine alles in allem gut gemachte, sympathische neue „Rettungs“-Serie, die auch aktuelle Probleme der Branche – Nachwuchssorgen oder etwa pöbelnde Schaulustige – mit in den Blick nimmt.

„Die Notärztin“: Ab 13. Februar, 20.15 Uhr, ARD