Junge Menschen in Baden-Württemberg geraten anders in die Schuldenfalle als ältere Generationen. Ihre Verbindlichkeiten sind zwar im Schnitt geringer, stammen aber häufiger aus Handyverträgen, Online-Einkäufen und von Gewerbetreibenden, wie aus dem am Mittwoch in Stuttgart veröffentlichten Gesellschaftsreport von Sozialministerium und Statistischem Landesamt hervorgeht. Demnach war 2023 jeder achte Besucher einer Schuldnerberatungsstelle unter 30 Jahre alt. Die durchschnittliche Schuldsumme lag bei 14.064 Euro.
Als Hauptgrund für die Misere junger Leute gilt eine unwirtschaftliche Haushaltsführung, oft ausgelöst durch sozialen Druck und die leichte Verfügbarkeit von Konsumkrediten. Angebote wie „Buy now, pay later“ („Jetzt kaufen, später bezahlen“) senken den Angaben zufolge die Hemmschwelle für Käufe. Laut einer Studie nutzen 64 Prozent der 18- bis 25-Jährigen solche Zahlungsaufschübe. Kritische Lebensereignisse wie der Verlust des Arbeitsplatzes oder eine Erkrankung verschärften die Lage oft.
Ein fehlendes soziales Netz, das finanzielle Fehltritte auffangen könnte, erweist sich als großes Risiko. Besonders gefährdet sind der Untersuchung zufolge junge Mütter und sogenannte Care Leaver, die nach ihrer Zeit in der Jugendhilfe auf sich alleine gestellt sind. Die Folgen der Überschuldung reichen von negativen Schufa-Einträgen, die eine Wohnungs- oder Jobsuche erschweren, bis zu Sucht und schweren psychischen Belastungen.
Der Bericht betont, dass die Beratung für junge Menschen anders gestaltet sein müsse als für Ältere: mit schnellen Terminen, flexibler Ansprache und niedrigschwelligen Kontaktmöglichkeiten, etwa über Messengerdienste. Um eine Überschuldung von vornherein zu verhindern, seien Präventionsangebote entscheidend. Diese wirken laut den befragten Experten am besten, wenn sie an wichtigen Lebensübergängen wie dem Auszug aus dem Elternhaus oder dem Berufsstart ansetzen. (1746/16.07.2025)