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Extrawurst für Bayern und BW: Streit um Ferientermine der Bundesländer

Fast alle Bundesländer rotieren mit den Terminen für die Sommerferien. Nur Bayern und Baden-Württemberg gibt es einen festen Zeitpunkt. Das ruft Kritik hervor.

Um die Termine für die Sommerferien ist eine Diskussion entbrannt
Um die Termine für die Sommerferien ist eine Diskussion entbranntImago / Zoonar

Hessen und Brandenburg tun es, Bremen und das Saarland auch. Wenn es um die Sommerferien geht, gilt bei den Bundesländern das Rotationsprinzip. Mal sind die Sachsen als erste an der Reihe, mal die Rheinland-Pfälzer. Das soll unter anderem dazu dienen, den Reiseverkehr und die Nachfrage nach Urlaubsunterkünften zu entzerren.

Zwei Ausnahmen gibt es allerdings: Bayern und Baden-Württemberg starten immer als letzte in die Sommerfrische. Diese beiden Bundesländer haben traditionell Pfingstferien. Der späte Sommerferientermin soll laut Kultusministerkonferenz “einen ausreichenden Lern- und Prüfungszeitraum zwischen Pfingst- und Sommerferien” sicherstellen.

Sommerferien: Welche Vorteile rollierende Termine haben

Schüler und deren Eltern in den übrigen Bundesländern haben durch diese Regelung einen doppelten Nachteil: Sie sind auf die absolute Hauptreisezeit im Sommer festgelegt – mit den entsprechenden Preisen. Und sie können auch nicht auf den weniger frequentierten und von den Temperaturen her oft schon sommerlich warmen Pfingstzeitraum ausweichen. Regelmäßig gibt es darüber Debatten, auch in diesem Jahr.

Die stellvertretende Vorsitzende des Bundeselternrates, Aline Sommer-Noack, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland: “Aus vielen Ländern wurde in den vergangenen Jahren wiederholt angemerkt, dass ein einheitlicher rollierender Ferienzyklus die Planbarkeit für Familien, insbesondere mit Kindern in verschiedenen Schularten oder Bundesländern, deutlich erleichtern könnte – gerade in den Sommermonaten, in denen Ferienzeiten und Betreuungssituationen oft besonders herausfordernd sind.”

Zugleich räumt die Elternvertreterin ein, “dass die Sonderregelung in Bayern und Baden-Württemberg historische und strukturelle Hintergründe hat, die ebenfalls zu respektieren” seien. Grundlage für alle Planungen ist das im Herbst 1964 verabschiedete “Hamburger Abkommen”. Es legt unter anderem die Gesamtdauer der Schulferien fest: Für alle Länder sind das jeweils 75 Werktage pro Schuljahr. Der frühestmögliche Beginn der Sommerferien ist dabei nicht in jedem Jahr gleich; er hängt vom jeweiligen Jahreskalender mit den kirchlichen Feiertagen zu Ostern und Pfingsten ab.

NRW stößt Debatte um Sommerferien an

Die aktuelle Debatte angestoßen hatte Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU). “NRW hätte auch gerne mal einen späteren Ferienstart”, sagte die Vertreterin des bevölkerungsreichsten Bundeslandes der “Westdeutschen Allgemeinen Zeitung”. Mehrere andere Länder schlossen sich Fellers Vorstoß an.

So sagte der rheinland-pfälzische Bildungsminister Sven Teuber (SPD) der “Bild”-Zeitung: “Sommerferien sind kein Länderprivileg, sondern Teil verlässlicher Lebensplanung für alle Familien, und zwar bundesweit.” Es brauche in der Kultusministerkonferenz “konstruktive und gemeinsame Lösungen – auch von den Ländern, die sich bisher wenig beweglich zeigen”. An Bayern dagegen prallen derlei Begehrlichkeiten seit Jahren ab. “Wir haben unseren Ferienrhythmus, der ist sozusagen fest in der DNA der Bayern drin”, sagt Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Termine für Sommerferien: Ministerin Prien will “zeitgemäße Lösung”

Eher wolkig äußert sich Bundesbildungsministerin Karin Prien. “Es ist Sache der Kultusministerkonferenz und der Länder, eine zeitgemäße Lösung zu finden”, sagte die CDU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk. Bis 2030 sind die Termine eh schon festgezurrt. Aktuell beginnen die Gespräche über die Sommerferien der Folgejahre.

Vorerst werden manche Lehrer, Schüler und Eltern von Schleswig-Holstein bis Sachsen weiter neidisch Richtung Süden blicken. In der Kultusministerkonferenz ging vor Jahren auch schon einmal eine Beschwerde aus Baden-Württemberg ein. Die späten Sommerferientermine seien ein Kreuz, hieß es sinngemäß. Ende August und Anfang September sei das Wetter oft schon eher herbstlich.