Netzwerk: Lichtverschmutzung hat gravierende Auswirkungen

Ein ehrenamtliches Netzwerk setzt sich in Hessen gegen Lichtverschmutzung ein. Die Zunahme des Kunstlichts habe gravierende Auswirkungen auf die ökologische Vielfalt und die biologischen Systeme, sagte der Koordinator Thomas Düring in Wetzlar dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das unabhängige Netzwerk, in dem sich unter anderem Juristen, Städteplaner, Naturschützer, Ärzte, Ingenieure und Techniker zusammengeschlossen haben, besteht seit April 2022. Als Lichtverschmutzung wird die Aufhellung der Nacht durch Kunstlicht bezeichnet.

Ein Anliegen sei es, Städte und Gemeinden zu beraten, die etwas gegen Lichtverschmutzung tun wollten, aber nicht wüssten, wie, erklärte Düring. So laute ein Vorschlag, „Eigen-Verpflichtungen“ zu verabschieden, in denen die Kommunen aufschreiben, wie sie gegen Lichtverschmutzung vorgehen wollen. Das Netzwerk veröffentliche auf seiner Inernetseite „Muster-Leitlinien“. Städte könnten beispielsweise festlegen, künstliches Licht nur dann einzuschalten, wenn es benötigt wird. Auch dürfe nur die geringste notwendige Lichtmenge eingesetzt werden.

Eine aktuelle Untersuchung habe ergeben, dass die Lichtverschmutzung jedes Jahr global um zehn Prozent zunehme, berichtete der Chemiker. Die Abwesenheit von natürlicher Dunkelheit wirke sich auf fast alle Lebewesen aus. Das weiße Licht der Straßenlaternen sei tödlich für Insekten. Vögel würden in ihrem biologischen Rhythmus gestört. „Igel machen einen mehrere Meter weiten Bogen um die Gartenbeleuchtung“, weshalb sich Schnecken in den Gärten ungestört ausbreiten könnten. Beim Menschen bringe künstliches Licht die Produktion des Hormons Melatonin durcheinander. Daraus könnten Schlafstörungen und ein erhöhtes Krebsrisiko resultieren.

Das Netzwerk plädiere dafür, warmweißes Licht mit maximal 2.700 Kelvin einzusetzen und das Licht nur dorthin zu richten, wo es gebraucht wird und nicht in den Himmel, erläuterte Düring. Beleuchtung im öffentlichen Raum sollte nachts abgeschaltet werden. Studien hätten ergeben, dass darunter die Sicherheit der Bevölkerung nicht leide.

Das hessenweite Netzwerk mit seinen rund 80 Mitgliedern ist nach eigenen Angaben in dieser Form bundesweit einmalig. Es erhalte inzwischen auch Anfragen aus anderen Bundesländern. Auch Privatleute oder Vereine wendeten sich an das Netzwerk, zum Beispiel Sportvereine, die sich über die Beleuchtung ihres Fußballplatzes Gedanken machen.