Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig sitzen auch im Hochsommer noch auf ihren Eiern. Darauf sollten Gartenbesitzer Rücksicht nehmen, mahnen Umweltschützer. Sie verweisen zudem auf die Rechtslage.
Wie fänden Sie es, wenn man Ihnen plötzlich Wände und Dach wegnähme? Eben. Darum bitte aktuell noch keine Hecken schneiden – diesen Appell richten Naturschützer an Gartenbesitzer. Denn derzeit brüten zwischen schützenden Zweigen noch immer Vögel, wie der bayerische Umweltverband LBV am Mittwoch im mittelfränkischen Hilpoltstein mitteilte. Ansonsten könne man leicht eine traurige Überraschung erleben: “Amselküken, die im Dickicht der Hecke auf ihre Vogeleltern warten, sind nach dem Schnitt ungeschützt der Witterung ausgesetzt oder werden in kürzester Zeit von einem Nesträuber gefressen.”
Weiter hieß es: “Noch bis Ende Juli brüten viele Singvögel wie Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig im Schutz des dichten Laubes in Gärten, Friedhöfen und Parks. Heckenschnitte können die Vögel jetzt so stark stören, dass sie ihre Brut aufgeben.” Erst ab 1. Oktober dürfen laut Bundesnaturschutzgesetz Hecken und Bäume wieder grundlegend geschnitten werden, wie der LBV betonte. Schonende Form- oder Zuwachsschnitte an Hecken seien zwar erlaubt. “Aber auch dabei sollte man vorher genau prüfen, ob fütternde Vogeleltern im Gebüsch ein und aus fliegen oder laut rufen, wenn man sich der Hecke nähert. Das deutet darauf hin, dass Jungvögel im Dickicht sitzen.”
Jede und jeder ist den Angaben zufolge gesetzlich verpflichtet, beim Heckenschnitt darauf zu achten, dass Vögel und andere Wildtiere nicht mutwillig gestört und ihre Lebensstätten nicht zerstört werden. Auch aus botanischer Sicht sei Geduld gefragt. “Oft erleben die Pflanzen einen zweiten Wachstumsschub. Wer zu früh zur Heckenschere greift, muss meist ein zweites Mal schneiden und hat dabei mehr Arbeit. Am besten schneidet man Hecken in der laubfreien Zeit im Herbst.”
Die Naturschützer betonten: “Private Gärten und öffentliche Grünflächen sind enorm wichtige Lebensräume im urbanen Raum, besonders wenn sie naturnah mit heimischen Hecken und Sträuchern gestaltet sind. Diese Flächen tragen sowohl zur Artenvielfalt als auch zu einem angenehmen Stadtklima bei.”