Zahlreiche Fälle von Naturschutzkriminalität haben Umweltverbände bei einem gemeinsamen Projekt im Jahr 2024 registriert. Die Jahresbilanz beinhalte unter anderem zwölf vergiftete Großvögel und den Beschuss einer geschützten Vogelart, wie der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) und die Gregor-Louisoder-Umweltstiftung (GLUS) am Donnerstag in Hilpoltstein mitteilten. Dabei gehen sie von einer hohen Dunkelziffer aus.
Kein einziger Täter konnte bisher zur Rechenschaft gezogen werden, wie der LBV mitteilte. Das zeige, wie groß der Handlungsbedarf sei. Auch 2025 würden LBV und GLUS alle bekannten Naturschutzdelikte zur Anzeige bringen und auf eine stärkere Strafverfolgung drängen.
Der LBV dokumentierte im vergangenen Jahr 50 tote Großvögel, bei denen ein Verdacht auf illegale Aktivitäten bestand. Eine toxikologische Untersuchung ergab in zwölf Fällen, dass der Vogel an einer Vergiftung gestorben war, häufig an Carbofuran. Dieses Nervengift, seit 2007 in Europa verboten, sei hochgefährlich.
Im Kreis Erlangen-Höchstadt wurden drei Greifvögel durch Carbofuran getötet. Auch in Oberbayern, Niederbayern, der Oberpfalz und Schwaben wurden Fälle nachgewiesen.
Auch sekundäre und fahrlässige Vergiftungen registrierte der LBV. So starb ein Weißstorch im Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, weil er Ibuprofen gefressen hatte. Bei einem Rotmilan im Oberallgäu und einem Habicht bei Ansbach wurden Vergiftungen mit Pentobarbital nachgewiesen, das zum Einschläfern von Haustieren verwendet wird. Werden diese widerrechtlich in der Natur beigesetzt, fressen Aasfresser oft die vergifteten Kadaver. Weitere Vögel starben, weil sie vergiftete Ratten gefressen hatten.
Eine absichtlich verstümmelte und mit Carbofuran präparierte Taube wurde im Kreis Regensburg gefunden. Mit solchen „Kamikaze-Tauben“ sollen laut LBV Wanderfalken oder Habichte geködert und getötet werden. Einen weiteren Fall gab es im Kreis Pfaffenhofen an der Ilm. In München schoss ein Unbekannter mit einer Armbrust auf eine Krähe.
Die Sensibilisierung von Gesellschaft, Polizei, Staatsanwaltschaften und Behörden sei entscheidend, um bei der Strafverfolgung Erfolge zu erzielen, hieß es. Bisher konnten nur in wenigen Fällen Tatverdächtige ausfindig gemacht werden. (00/0230/23.01.2025)