Nächstes Augsburger Brechtfestival zum Thema „No Future“

Das Augsburger Brechtfestival zu Ehren des berühmten Stadtsohnes Bertolt Brecht (1898-1956) widmet sich der Frage nach der Zukunftsgestaltung. Unter dem Motto „No Future“ werden vom 23. Februar bis 3. März 2024 Künstler und Künstlerinnen aus dem In- und Ausland Möglichkeiten und Grenzen des Fortschritts, neue Sichtweisen und unbekannte Haltungen erproben, wie die Stadt am Dienstag mitteilte.

Kulturreferent Jürgen Enninger sagte: „Die transformative Kraft des Kunstschaffens ist gerade jetzt nötiger denn je. Sie baut in internationalen Netzwerken den Widerstand auf, den es gegen eine dystopische Zukunftsdeutung aufzubringen gilt. Sie gibt uns aber auch individuell die Kraft im Alltag, Falschnachrichten zu begegnen.“

Das genreübergreifende und interaktive Brechtfestival unter der Leitung von Julian Warner bietet laut Ankündigung Theater und Tanz, Kino und Lesungen, Debatten und Musik – und auch Sport. So sei ein Turnfest als politische Geste geplant: „Mit Kraft, Spannung und Schwung steht es für ein Aufbäumen gegen den Lauf der Geschichte in eine aussichtslose Zukunft und blinden Fortschrittsglauben“, hieß es. Viele Augsburger Sportvereine und -gruppen präsentierten sich dazu in einer großen Choreographie.

Zu den Gästen des Festivals gehört den Angaben zufolge Anastasia Patlay, eine der renommiertesten Regisseurinnen für Dokumentartheater in Moskau. Sie bewohne seit Februar 2023 als erste „Artist at Risk“-Stipendiatin das Augsburger Brechthaus.

Weiter hieß es über Patlay: „Für das Brechtfestival erarbeitet sie eine neue Version von ‚Memoria‘, dem letzten Stück, das sie in Russland realisiert hat. Das in Russland inzwischen verbotene Stück thematisiert die Zerschlagung der NGO ‚International Memorial‘, einer Institution zur Aufarbeitung von Regierungsverbrechen der Stalinzeit.“ Es verwebe dabei Interviews, Gerichtsakten und Texte aus der Exilzeit Brechts mit der Fallakte der in stalinistischer Lagerhaft gestorbenen Brecht-Schauspielerin und -Interpretin Carola Neher. – Der gebürtige Augsburger Brecht zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts.