Nächste Runde im Liturgiestreit der syro-malabarischen Kirche

Der Liturgiestreit im syro-malabarischen Erzbistum Ernakulam-Angamaly geht auch nach Amtseinführung des neuen Großerzbischofs Raphael Thattil unvermindert weiter. Mehr als 300 der 328 Priester der Erzdiözese im indischen Bundesstaat Kerala weigerten sich, bei der Sonntagsmesse in ihren Pfarreien ein Rundschreiben des Apostolischen Administrators Bischof Bosco Puthur vorzulesen, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (Montag) berichtete.

In dem Schreiben hatte Puthur die Priester angewiesen, die Messe in der Form zu feiern, wie sie von der syro-malabarischen Synode ebenso wie von Papst Franziskus genehmigt worden war. „Es wird einmal mehr klar, dass die Priester und Laien im Erzbistum gegen die von der Synode genehmigte Messe sind“, sagte Riju Kanjookaran, Sprecher des „Archdiocesan Movement for Transparency“ (AMT), das die Kampagne zur Beibehaltung der alten Messform anführt.

Im Mittelpunkt des seit Jahrzehnten dauernden Konflikts in der mit Rom verbundenen indischen Ostkirche steht die Frage, ob der Priester die Eucharistie mit dem Gesicht zum Volk gewandt zelebrieren soll oder dem nach Osten ausgerichteten Altar zugewandt. Mitte 2021 beschloss die Synode der Kirche die Umsetzung eines Kompromisses, wonach der Priester bis zum Hochgebet mit dem Gesicht zur Gemeinde am Altar steht, sich dann umdreht und sich erst zum Ende des Gottesdienstes wieder der Gemeinde zuwendet. Organisationen von Priestern und Laien, der auch Leitungsmitglieder des Erzbistums angehören, lehnen den Kompromiss ab.

Die Weigerung der Priester, das Rundschreiben zu verlesen, werde weitreichende Folgen haben, sagte der Sprecher der syro-malabarischen Kirche, Antony Vadakkekar, laut „Ucanews“. „Die Kirche wird eine solche Disziplinlosigkeit nicht dulden.“

In einer Videobotschaft vom 7. Dezember hatte Papst Franziskus die aufständischen Priester aufgefordert, die von der Synode genehmigte Messe bis 25. Dezember anzunehmen. Ein Scheitern könne zur Exkommunikation führen, hatte er gewarnt. Die Liturgierebellen widersetzten sich mit einem Kniff dem päpstlichen Machtwort: Fast alle 328 Pfarreien des Erzbistums Ernakulam-Angamaly hielten „mit Respekt für Papst Franziskus“ am Vormittag des 25. Dezember eine Messe nach den von der Kirchensynode genehmigten Regeln ab. Danach wurden die Gottesdienste wieder auf traditionelle Weise gefeiert.