Nach Kot-Attacke: Staatsoper suspendiert Ballettchef

Nach dem mutmaßlichen Angriff eines Ballettdirektors auf eine Journalistin schlagen die Wellen hoch. Das Staatstheater Hannover hat seinen Chefchoreografen mit sofortiger Wirkung suspendiert.

Das niedersächsische Staatstheater in Hannover (Archivbild)
Das niedersächsische Staatstheater in Hannover (Archivbild)Imago / Shotshop

Nach der mutmaßlichen Attacke des hannoverschen Ballettdirektors Marco Goecke gegen eine Tanzkritikerin mit Hundekot hat die Staatsoper Hannover den Künstler mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Goecke habe durch seine impulsive Reaktion gegenüber der Journalistin Wiebke Hüster gegen alle Verhaltensgrundsätze der Staatsoper verstoßen, erklärte die Oper am Montag. Er habe die Journalistin persönlich zutiefst beleidigt „und damit das Publikum, die Mitarbeitenden des Hauses und die allgemeine Öffentlichkeit auf das Extremste verunsichert“.

Streit zwischen Ballettchef und FAZ-Kritikerin eskalierte

Der Ballettchef erhalte bis auf Weiteres ein Hausverbot, um das Ballett-Ensemble und das Staatstheater vor weiterem Schaden zu schützen, hieß es. Das Staatstheater habe ihn aufgefordert, sich in den nächsten Tagen umfassend zu entschuldigen und sich der Theaterleitung gegenüber zu erklären, bevor weitere Schritte eingeleitet würden. Der Choreograf hatte erst im vergangenen Oktober den Deutschen Tanzpreis 2022 erhalten.

Das Opernhaus bat sein Publikum um Entschuldigung. Laut Staatstheater war bei der Premiere des Tanzstückes „Glaube – Liebe – Hoffnung“ ein Streit zwischen Goecke und der Kritikerin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) eskaliert. Die FAZ berichtete, Goecke habe sich der Kritikerin Hüster im Foyer in den Weg gestellt und ihr Gesicht mit Tierkot traktiert, den er aus einer Papiertüte gezogen habe. Hüster erstattete daraufhin Anzeige.

Die Polizei ermittelt wegen Beleidigung und Körperverletzung. Zunächst würden Zeugen vernommen, sagte eine Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Nach Kot-Attacke: Balletchef äußert sich auf Instagram

Die FAZ beklagte einen Einschüchterungsversuch und einen „Angriff auf die freie, kritische Kunstbetrachtung“. Der Ballettchef habe die Kritikerin in der ersten Pause zunächst gefragt, was sie in der Premiere des Stückes zu suchen habe. Dann habe er ihr ein Hausverbot angedroht und ihr vorgeworfen, für Abonnementskündigungen verantwortlich zu sein. Schließlich sei er immer stärker aus der Fassung geraten und handgreiflich geworden. Der Ballettdirektor und die Kritikerin hätten sich bis dahin persönlich nicht gekannt. Offenbar habe sich der Choreograf durch eine Rezension provoziert gefühlt.

Die Intendantin der Staatsoper Hannover, Laura Berman, sagte: „Wir haben unmittelbar nach dem Vorfall den Kontakt zu der Journalistin gesucht und uns persönlich bei ihr und auch öffentlich entschuldigt.“ Die Staatsoper Hannover sei ein offener Ort des respektvollen Miteinanders und Austausches.

Goecke äußerte sich in Kommentaren im Netzwerk Instagram auf seinem Account @marcogoecke. Teils beschimpfte er Kritiker seines Auftretens, teils rechtfertigte er sich. „Alle die hier so ihren Dreck schreiben die würden sich schon wundern wie es ihnen ginge wenn Sie so etwas über sich lesen müssten!! Ich spreche da nicht nur für mich sondern über viele viele andere Choreographen die das mit dieser Frau erlebt haben!!“, schrieb er am Montag unter anderem.