Nach Ahr-Flut – Deutschlands Wohlstand sinkt

Das Bruttoinlandsprodukt steigt nach der Pandemie in Deutschland zwar wieder an. Die Analyse des Nationalen Wohlfahrtsindex berücksichtigt mehr Faktoren – und kommt zu einem ganz anderen Ergebnis.

Ein zerstörter Bahnhof in Dernau im Ahrtal
Ein zerstörter Bahnhof in Dernau im AhrtalImago / Kosecki

Die Flutkatastrophe an der Ahr hat nach Erkenntnissen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zu sinkendem gesellschaftlichem Wohlstand geführt. Der vom stiftungseigenen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung erhobene Nationale Wohlfahrtsindex (NWI) sei 2021 im Vergleich zu 2020 von 96,4 auf 94,6 Punkte gesunken, teilte die Stiftung mit. 100 Punkte entsprechen demnach dem Wohlstandsniveau des Jahres 2000.

Zwar sind der Analyse zufolge 2021 sowohl private (plus 16 Milliarden Euro) als auch staatliche Konsumausgaben (plus 32 Milliarden Euro) gestiegen. Die Kosten der Ahr-Katastrophe hätten mit 33 Milliarden Euro einen Großteil dieses Zuwachses aber wieder aufgewogen. Der Ausstoß von Treibhausgasen sei mit minus neun Milliarden Euro verbucht worden. Unter dem Strich habe für das Jahr 2021 ein Wohlstandsverlust von 28 Milliarden Euro gestanden.

Der NWI soll Wohlstand auf einer breiteren Basis als allein das Bruttoinlandsprodukt (BIP) messen und Widersprüche auflösen, die sich bei der klassischen Methode der Wohlstandsmessung allein über das BIP ergeben. So kritisieren viele Fachleute, das BIP erfasse weder die Verteilung der Einkommen noch Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen angemessen. Zu den 21 Komponenten, die der NWI umfasst, zählen hingegen auch Einkommensverteilung, unbezahlte Arbeit und Umweltzerstörung.