„Oderbruch“: Mystery-Serie im Ersten überzeugt auf ganzer Linie

Die Mystery- und Action-Spezialisten Adolfo J. Kolmerer und Christian Alvart stehen hinter der achtteiligen Serie des Ersten, „Oderbruch“. Sie dürfte alle Erwartungen der Genrefans erfüllen.

Die ehemalige Polizistin Maggie (Karoline Schuch), Kriminalkommissar Roland Voit (Felix Kramer, li.) und der polnische Kripobeamte Stanislaw Zajak (Lucas Gregorowicz) ermitteln in der Serie "Oderbruch"
Die ehemalige Polizistin Maggie (Karoline Schuch), Kriminalkommissar Roland Voit (Felix Kramer, li.) und der polnische Kripobeamte Stanislaw Zajak (Lucas Gregorowicz) ermitteln in der Serie "Oderbruch"ARD Degeto / Syrreal Dogs

Nebel wabert über das Land. Zwei Männer sind im Morgengrauen auf dem Weg zur Oder, um ihre Angeln auszulegen. Plötzlich stoßen sie im Modder auf das Skelett eines Menschen. Als sie den Blick heben, erfasst sie das Grauen. Ein Leichenberg zeichnet sich am Horizont ab. Angsterfüllt ergreifen sie die Flucht und alarmieren die Polizei.

Bei der Suche nach den Tätern, die über Jahrzehnte Dutzende Tiere und Menschen getötet haben, erhalten die Beamten des abgelegenen Dorfes Krewlow um Kommissar Roland Voit (Felix Kramer) Verstärkung vom LKA. Maggie Kring (Karoline Schuch), Voits große Jugendliebe, kehrt mit gemischten Gefühlen in ihre Heimat zurück. Der polnische Kripobeamte Stanislaw Zajak (Lucas Gregorowicz) soll mögliche Spuren auf der anderen Seite der Oder verfolgen. Während der Ermittlungen werden sie mit ihren eigenen Ängsten, mit Abgründen und Unvorstellbarem konfrontiert.

Wann die Serie in der ARD zu sehen ist

Die achtteilige Mystery-Serie entstand in der Regie der Genrespezialisten Adolfo J. Kolmerer und Christian Alvart nach Büchern von Arend Remmers, Christian Alvart, Martin Behnke und Ronny Schalk. Das Erste stahlt die ersten vier der je rund 45-minütigen Folgen am 19. Januar ab 22.20 Uhr aus. Die Folgen fünf bis acht sind am 26. Januar ab 22.20 Uhr zu sehen.

Maggie Kring (Karoline Schuch) ist sich nicht sicher, ob ihr Bruder wirklich in diesem Grab liegt
Maggie Kring (Karoline Schuch) ist sich nicht sicher, ob ihr Bruder wirklich in diesem Grab liegtARD Degeto / Syrreal Dogs

Nachdem Schwarzwald und Spreewald jahrelang als Kulisse für Krimis mit mythischem Touch dienten, entdecken die Filmemacher nun das idyllische, aber recht dünn besiedelte Oderbruch unmittelbar an der Grenze zu Polen. Hier leben die Menschen auf einsam gelegenen Höfen; Wölfe sind in dem Feuchtgebiet wieder heimisch geworden.

Jeder kennt hier jeden, und das verstärkt das mulmige Gefühl bei Voit und Kring. Der oder die Mörder könnten jahrelang Tür an Tür mit ihnen gelebt haben. Einen ersten Hinweis könnte der Überlebende geben, der auf dem Leichenberg gefunden wurde. Doch der ist so schwer verletzt, dass er nicht ansprechbar ist.

Im Rollstuhl nach einem Unfall

Voit konzentriert seine Recherchen zunächst auf den schrulligen Einsiedler „Pulver“-Paul (Andre M. Hennecke), der seit Jahren behauptet, seinen Hof gegen übermächtige Feinde verteidigen zu müssen. Die Situation eskaliert sofort nach Voits Ankunft auf dem Anwesen. Später geraten auch andere Dorfbewohner in Verdacht.

Maggie quartiert sich bei ihrem Jugendfreund Adrian Demko (Jan Krauter) ein. Seit einem Unfall beim Spielen mit Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, mit der das Oderbruch übersät ist, sitzt er im Rollstuhl. Maggie war 1990 dabei, als das Unglück passierte. Sie hat nur verschwommene Erinnerungen an die Ereignisse, die jetzt in Flashbacks wieder hochkommen. Ihr Bruder Kai war damals auch dabei; sieben Jahre später verschwand er spurlos. Maggie verließ das Haus der Eltern (Bettina Wegner, Volkmar Kleinert) und brach den Kontakt ab.

Oderbruch: dunkle Orte, geheimnisvolle Landschaften

Tief in ihrem Herzen ist Maggie überzeugt, dass Kai noch lebt. Eine mögliche Spur zu ihrem Bruder führt in ein abgelegenes Waisenhaus in Polen, aus dem regelmäßig Mädchen verschwinden.

Die Serie bietet alles, was das Herz von Mystery-Fans höher schlagen lässt: geheimnisvolle, dunkle Orte und Landschaften; skurrile, zwielichtige Typen voller Geheimnisse, gefährliche und furchteinflößende Begegnungen, spannende Verfolgungsjagden, eine gehörige Portion Grusel sowie das Spiel mit uralten Mythen und Legenden, die in diesem Fall nicht aus der Gegend stammen.

Passend auch für zartere Gemüter

Zur Auflösung des Rätsels um den Leichenberg werden ab der zweiten Folge etliche Fährten gelegt. Doch „Oderbruch“ ist mehr als eine „Whodunit?“- Serie (Who has done it – wer hat es getan?): Der Krimi dosiert die Konfrontation mit dem Grauen passend auch für zartere Gemüter. Die mystischen Elemente nehmen zu, je näher die Kommissare der Lösung kommen.

Ins Zentrum der Handlung rückt dabei Maggie. Sie muss sich Traumata stellen, von denen sie vor ihrer Rückkehr kaum ahnte, dass sie unter ihnen leidet. Ihr langsames Herantasten an diese seelischen Belastungen und die Wahrheit hinter der Entfremdung von ihrem Elternhaus gestaltet Karoline Schuch meisterhaft mit traumwandlerischer Sicherheit.