Dieter Falk gehört zu den erfolgreichsten Musikproduzenten Deutschlands. Er arbeitete mit Künstlern wie PUR, Monrose und Paul Young, saß in der Jury der Castingshow „Popstars“ und schrieb zahlreiche Musicals und Chorprojekte, einige auch mit biblischem Bezug. Im Dezember ist der bekennende Christ mit seinem Weihnachtsmusical „Bethlehem“ auf Tour – unter anderem in Braunschweig, Hamburg, München und Stuttgart.
epd: Herr Falk, Sie sind erfolgreicher Komponist und Musikproduzent, saßen in der Jury der Castingshow „Popstars“. Weniger bekannt ist, dass Sie ein engagierter Christ sind, der offen über seinen Glauben spricht. Haben es bekennende Christen in der Kulturszene schwerer als andere?
Dieter Falk: Als ich angefangen habe, in der Branche zu arbeiten – etwa als Produzent von PUR – wusste man offenbar schon, dass ich Christ bin. Bei einem unserer ersten Treffen in einer Pizzeria in Pforzheim sagte ich „Guten Appetit“, worauf Hartmut Engler meinte: „Moment, betest du nicht vor dem Essen?“ Sie hatten wohl gehört, ich sei fromm, und das Gebet vermisst. Ich bete nicht immer öffentlich, aber wenn man mich nach meinem Glauben fragt, stehe ich dazu. Für meine Arbeit spielt das keine Rolle.
epd: Sind Sie als Christ ein Exot in der Szene?
Falk: Wenn man die Kulturszene insgesamt anschaut – ob Theater, Musik oder Film -, gibt es sicherlich viele, die kirchlich aufgewachsen sind oder als Jugendliche im CVJM aktiv waren. Aber es gilt als unsexy, das offen zu sagen. Kirche hat einfach kein gutes Image, sie gilt als träge. Deshalb verschweigen viele in der Branche ihren kirchlichen Hintergrund. In den USA ist das anders: Dort war die Kirche für viele Künstler die erste Bühne – von Beyoncé bis Justin Bieber. In Deutschland hört man selten davon, obwohl ich weiß, dass es bei vielen so ist.
epd: Musik erreicht Menschen oft tiefer als Worte – besonders in der Adventszeit. Was kann Musik, was Worte nicht können?
Falk: Musik ist ein emotionaler Anker. Ich habe letzte Woche im BVB-Stadion das Weihnachtssingen geleitet – das mache ich seit zwei Jahren. Wenn wir dort „O du fröhliche“ oder „Stille Nacht“ anstimmen – neben „Last Christmas“ oder „All I Want for Christmas“ – bekomme ich jedesmal Gänsehaut. Über drei Generationen hinweg singen die 75.000 Menschen mit, weil sie emotional berührt werden wollen. In unserer zerrissenen Gesellschaft ist so ein gemeinsames Singen eine Wohltat für die Seele. Für mich ist das ein Highlight des Jahres.
epd: Warum singen Menschen im Stadion Weihnachtslieder, die sonst kaum Bezug zur Kirche haben?
Falk: Wegen des Gemeinschaftsgefühls. Und vielleicht erinnert sich der 45-jährige Familienvater mit zwei Teenager-Kindern daran, wie schön es früher war, als Achtjähriger unter dem Weihnachtsbaum gesungen zu haben. Diese Erinnerung ist positiv – und sie wird beim gemeinsamen Singen wach. Das erklärt auch, warum die Kirchen an Weihnachten so voll sind: Es geht um Erinnerung und Tradition.
epd: Ab dem 20. Dezember gehen Sie mit Ihrem Musical „Bethlehem“ auf Tour, unter anderem in Hamburg, München und Stuttgart. Worum geht es?
Falk: Es erzählt die Weihnachtsgeschichte – aber aus heutiger Perspektive. Wir beginnen in Bethlehem, blicken auf Stacheldrahtzäune, auf die Spannungen zwischen Palästinensern und Juden, und tauchen von dort in die biblische Geschichte ein. Die Deutungsmöglichkeiten, die sich inzwischen ergeben, hätten Michael Kunze und ich uns nie träumen lassen. Im Song „Menschen in Not“ geht es eigentlich um die Herbergssuche von Maria und Josef – aber natürlich denken heute viele an Themen wie Migration oder Obdachlosigkeit. Das Schöne an Musik ist: Sie lässt Raum für eigene Interpretationen.
epd: An wen richtet sich das Musical?
Falk: An Menschen, die vielleicht nur zu Weihnachten in die Kirche gehen – aber auch an jene, die die Weihnachtsgeschichte kennen und sich trotzdem neu berühren lassen wollen. „Bethlehem“ ist keine theologisch schwere Kost, sondern Entertainment mit Tiefgang. Es bringt die Geschichte, die die Welt verändert hat, auf ein Niveau, das auch kirchenferne Menschen anspricht. Und wenn wir Glück haben, singen sie am Ende sogar zwei Lieder mit. Immerhin haben wir mit den beteiligten Riesenchören ja genug „Vorsängerinnen und Sänger“.
epd: Wie feiern Sie Weihnachten zu Hause?
Falk: Ganz klassisch! Heiligabend gibt’s Kartoffelsalat und Würstchen – und Bachs Weihnachtsoratorium in Dauerschleife. Zumindest, bis es meinen Söhnen zu viel wird und sie Michael Bublé auflegen. Am ersten Feiertag bereitet meine Frau eine Gans zu, dazu gibt’s Rotwein. Wie gesagt: alles sehr traditionell. (3261/16.12.2025)