Musiker Max Mutzke: Kinder suchtkranker Eltern auffangen

Fast drei Millionen Kinder in Deutschland wachsen mit einem suchtkranken Elternteil auf. Dennoch wird darüber kaum gesprochen. Sänger Max Mutzke will betroffenen Kindern eine Stimme geben.

Musiker Max Mutzke hatte selbst eine alkoholkranke Mutter
Musiker Max Mutzke hatte selbst eine alkoholkranke MutterImago / Panama Pictures

Kinder mit einem suchtkranken Elternteil sind nach Worten des Musikers Max Mutzke einem großen Stigma ausgesetzt. “Nicht nur, weil man glaubt, man wäre es – man ist es tatsächlich”, sagte der 43-Jährige in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Betroffene Kinder glaubten häufig, sie könnten etwas für die Erkrankung von Mutter oder Vater.

Zugleich könnten Kinder meist nicht begreifen oder erklären, was genau an ihrem Elternteil anders sei – auch wenn sie früh merkten, dass “da was nicht stimmt”. Mutzke ist selbst mit einer alkoholkranken Mutter aufgewachsen und engagiert sich für den Verein Nacoa, der betroffene Kinder unterstützt.

Therapieangebote in Kitas und Schulen

Nötig sei ein System, das Kinder auffange, wenn die Eltern dies nicht leisten könnten, betonte der Musiker. “Es braucht Menschen und einen Ort, an dem sich gekümmert wird, wo die Kinder etwas lernen und beschäftigt sind. Damit meine ich nicht nur Mathe und Bio, sondern auch Turnen, Malen und Töpfern.” Dies sei auch wichtig, um aus einer Struktur herauszufinden, in der Alkoholkonsum als Normalität erscheine – “damit sie später aus diesem Kreis ausbrechen können”.

Um zu helfen, brauche es öffentliche Wahrnehmung und entsprechende Ressourcen, so Mutzke. Die Ampelfraktionen und die Unionsfraktion wollen einen gemeinsamen Antrag auf den Weg bringen, um betroffene Kinder zu unterstützen. Er soll im Bundestag beschlossen werden und unter anderem mehr Therapien in Schule und Kita ermöglichen.

Mutzke: Aufrichtig mit fehlerhaften Geschichten umgehen

Er selbst habe früher nie über das Thema sprechen wollen, sagte der Sänger. Das Leben mit suchterkrankten Menschen werde in der Gesellschaft noch immer als Tabuthema behandelt. Doch es erscheine ihm “blöd”, ein falsches Bild von sich selbst aufzubauen und so zu tun, als wäre alles perfekt. “Es liegt eine Schönheit darin, mit der eigenen, fehlerhaften Geschichte aufrichtig umzugehen.”