Musikalische Alternativen im Advent
Es muss nicht immer das Weihnachtsoratorium sein, findet Kirchenmusiker Tobias Götting. Das Publikum sei in der Adventszeit offen für Neues. Ein Glück für Götting, denn er hat viele Programmideen.
Oldenburg. Im Advent wollen die Menschen Musik. Viel Musik. „Der Bedarf ist extrem“, betont Tobias Götting, Kirchenmusiker an der St.-Lamberti-Kirche in Oldenburg. „Wir haben das Glück, dass wir in dieser Zeit immer volles Haus haben. Da können wir fast alles machen“, sagt der Kirchenmusikdirektor der Oldenburgischen Landeskirche.
Natürlich sei das Weihnachtsoratorium von Bach ein Klassiker. Es gebe aber auch viele sehr gute Alternativen. So hat Götting in 24 Jahren an der Lambertikirche „nur“ acht Mal das Weihnachtsoratorium gespielt. „Am zweithäufigsten habe ich das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns aufgeführt“, so Götting. In diesem Jahr steht die Messa di Gloria von Giacomo Puccini und das Gloria von John Rutter auf dem Programm.
Zwei Premieren in der Lambertikirche
Er selbst müsse „Feuer gefangen haben“, das sei bei der Auswahl der Musik das Wichtigste. „Dann wird es auch schön“, betont Götting. Mit seinem diesjährigen Programm ist er etwas grenzgängerisch unterwegs. „Es gibt zweimal das Gloria, jedoch ganz unterschiedlich. Puccinis Version ist getragen, seine großen Opern klingen darin bereits an. Der Rutter hingegen ist fetzig und klingt eher nach Musical“, beschreibt Götting.
Beide Stücke werden zum ersten Mal in der Lambertikirche aufgeführt. Bei den Besuchern kommt es an – der Kartenverkauf laufe sehr gut. Er wurde aber auch schon einige Mal nach dem Weihnachtsoratorium gefragt. „Ich versichere den Leuten dann, dass sie es nicht bereuen werden, trotzdem zu kommen“, sagt Götting. Wer unbedingt Bach möchte, den schickt er nach Wilhelmshaven, dort werden die Kantaten I bis III des Weihnachtsoratoriums am Sonntag, 22. Dezember, um 15.30 Uhr in der Banter Kirche gespielt.
Dass Bach in dieser Zeit so beliebt ist, versteht der Kirchenmusiker sehr gut. „Es ist die Vertonung der Weihnachtsgeschichte. Damit ist jedes Kind groß geworden. Außerdem macht Bach es dem Hörer einfach und bedient aufs Perfekteste unsere Hörgewohnheiten“, so Götting.
Kirche als Zufluchtsort
An Lamberti sei die Tradition allerdings noch gar nicht so alt. Die großen Konzerttage seien klassisch immer Buß- und Bettag und Karfreitag gewesen. „Erst in den 60ern wurde Weihnachten zur großen Konzertzeit, das hat auch mit der Kommerzialisierung von Weihnachten zu tun“, ist sich der Kirchenmusiker sicher.
In der Adventszeit seien die Menschen „sehr bereit“ andere, auch gewagtere Musik zu hören. „Sie halten sich auch viel lieber in Kirchen auf. Gerade hier in Oldenburg, wo rings um die Kirche der Weihnachtsmarkt stattfindet, ist die Kirche beinahe ein Zufluchtsort“, betont Götting. Die Menschen wollen sich auch wohlfühlen in der Kirche. Umso wichtiger sei es, die richtige Musik auszuwählen. Für den Kirchenmusiker eine große Verantwortung. Nicht nur bei den großen Konzerten: Bis Weihnachten gibt es bei den täglichen Andachten um 18 Uhr Musik von verschiedenen Akteuren.
Auch in den nächsten Jahren darf man gespannt sein, was Götting an der Lambertikirche den Besuchern in der Adventszeit präsentieren wird, so viel ist sicher. Denn der Kirchenmusiker betont: „Ich bin mit meinem Latein noch lange nicht am Ende.“
Info
Das Konzert mit Musik von Puccini und Rutter findet am Sonntag, 15. Dezember, 18 Uhr in der Lambertikirche statt. Karten gibt es auf www.lamberti-kirchenmusik.de.