Museum am Rothenbaum: Vom weißen Wüstengold und Pippis Papa

In diesem Jahr kündigt das Hamburger Museum am Rothenbaum (MARKK) besonders „verblüffende Geschichten und Erkenntnisse“ an. So lag ein Ursprung des Hamburger Wohlstands tatsächlich in der Pampa. „In dieser kargen Region Chiles ist Salpeter abgebaut worden, das auch Wüstengold genannt wurde und einige Hamburger Unternehmer sehr reich gemacht hat“, erklärte Museumsdirektorin Barbara Plankensteiner bei der Vorstellung des Jahresprogramms am Donnerstag. Die Schau „Weißes Wüstengold. Chile-Salpeter und Hamburg“ zeigt die Geschichte und Hintergründe der Rohstoffausbeutung ab 27. Mai.

Die größte Sonderausstellung 2024 erklärt ab 6. September die deutsche Kolonialgeschichte im Pazifik anhand der Biografie des Plantagenbesitzers Carl Pettersson. Der Schwede zeige „überraschende Bezüge“ zu Efraim Langstrumpf, dem Vater von Pippi Langstrumpf in den Kinderbüchern der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren, sagte Plankensteiner. In Lindgrens Geschichte herrscht Efraim Langstrumpf als König über „Taka-Tuka-Land“ und versorgt seine Tochter Pippi mit Goldmünzen.

Die historische Vorlage für diese Figur sei wahrscheinlich Pettersson (1875-1937) gewesen. Nach einem Schiffbruch strandete der Schwede auf der Insel Tabar nördlich von Neuirland, heiratete die Häuptlingstochter Singdo, bekam neun Kinder, betrieb eine Plantage und fand Gold. „Er wurde zu einem Medienphänomen im Schweden seiner Zeit und so mutmaßlich zum literarischen Vorbild für Pippi Langstrumpfs Vater“, sagte die MARKK-Direktorin. Die Familienausstellung „Pippis Papa und eine wirklich wahre Geschichte aus dem Pazifik“ ist für Kinder ab neun Jahren geeignet.

Neben den Ausstellungen gehen die Planungen für die erste umfassende Modernisierung in der Geschichte des 111-jährigen Museumsgebäudes weiter. In diesem Jahr werde der Architektenwettbewerb für die Neugestaltung der Dauerausstellung ausgeschrieben. „Wir wollen ein Museum der Zukunft schaffen, das wird ein Jahrhundertprojekt“, sagte Museumsleiterin Plankensteiner. Es soll unter anderem barrierefrei werden, größere Vermittlungsräume bieten und eine Außengastronomie haben. Wann der Umbau konkret startet und wie lange das Haus dafür schließen wird, sei noch nicht absehbar.

Rückblickend verzeichnete das Museum im vergangenen Jahr rund 64.000 Besucherinnen und Besucher. „Das sind rund 10.000 mehr als im Vorjahr“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Marc von Itter. Damit sei das Haus auf dem richtigen Weg. Höhepunkte waren die Ausstellung zum Thema Wasser und Klimagerechtigkeit sowie eine noch bis Ende März laufenden Ausstellung zu samischer Kunst und Kultur und dem nordischen Kolonialismus. Im Vorjahr fanden rund 80 Veranstaltungen und 500 Gruppenprogramme statt. Als erste Großveranstaltung in diesem Jahr ist das 15. Märchenfest (28. Januar) geplant.

Daneben widmet sich das Museum auch 2024 der Provenienzforschung über die Herkunftsgeschichte von Kunstwerken. Neben einer Überprüfung auf NS-Raubgut gehe es um die Bestände aus der ersten Hamburger Südsee-Expedition. „Die Untersuchung der China-Sammlung auf Plünderungsgut aus dem Boxerkrieg 1900/1901 wird in diesem Jahr abgeschlossen“, sagte die MARKK-Direktorin. Durch die Förderung über 650.000 Euro von der Hermann-Reemtsma-Stiftung soll eine neue Datenbank die Objektsammlungen, Fotoarchive und Schriften zusammenführen und dann der Öffentlichkeit zugänglich machen. Dank einer Förderung durch die US-amerikanische Mellon-Foundation in Höhe von 2,6 Millionen Euro werde die Wissensplattform „Digital Benin“ erweitert.