Museen wollen koloniale Bestände aus Indonesien untersuchen
Acht Museen aus Niedersachsen wollen künftig gemeinsam ihre kolonialen Bestände aus Indonesien erforschen. In vielen historischen Sammlungen in Niedersachsen fänden sich auffallend große Bestände, die aus dem südostasiatischen Inselstaat stammten, teilte der Museumsverband für Niedersachsen und Bremen am Freitag in Hannover mit. Davon seien rund 1.450 ethnografische Objekte, 300 naturkundliche Präparate und sechs bisher nicht näher erforschte menschliche Überreste ausgewählt worden, um ihre Herkunft zu untersuchen.
„Die Provenienzforschung gehört zu den wichtigsten erinnerungspolitischen Aufgaben der Museen in Deutschland“, sagte der Geschäftsführer des Museumsverbandes, Thomas Overdick. An dem Projekt „Kolonialzeitliche Sammlungen aus Indonesien in Niedersachsen“ sollen auch Experten aus Indonesien und den Niederlanden mitwirken. Gefördert wird das auf zwei Jahre angelegte Vorhaben vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste.
Die großen Bestände in Niedersachsen überraschten auf den ersten Blick, weil Indonesien über Jahrhunderte eine Kolonie der Niederlande war, hieß es. Die Forscherinnen und Forscher wollen nun herausfinden, wie die Exponate zwischen 1850 und 1920 über die Grenze ins benachbarte Niedersachsen kamen. Dabei habe offenbar die geografische Nähe eine entscheidende Rolle gespielt, hieß es.
Der Einfluss der Niederlande in Indonesien reiche bis in das 17. Jahrhundert zurück, hieß es. Die Forscherinnen und Forscher wollten verschiedene Epochen und Regionen in den Blick nehmen und dabei die Rolle von Unternehmern und Kaufleuten, Ärzten und Militärs sowie reisenden Adeligen und Missionaren beleuchten. Das Projekt werde wichtige Erkenntnisse für nachfolgende Forschungen bereitstellen, sagte Koordinatorin Claudia Andratschke.
Die Ergebnisse sollen in mehrsprachige Publikationen einfließen. Zudem soll 2026 eine internationale Konferenz stattfinden. An dem Projekt beteiligen sich das Landesmuseum in Hannover, das Naturhistorische und das Städtische Museum in Braunschweig, die Ethnologische Sammlung der Universität Göttingen, das Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim, das Landesmuseum Natur und Mensch in Oldenburg, die Naturforschende Gesellschaft zu Emden von 1814 und das Ostfriesische Landesmuseum in Emden.