Multikulti in Neukölln

Viele internationale Gemeinden sind in Neuköllns Kirchen zu Hause. Von Uli Schulte Döinghaus

Viele internationale Gemeinden sind in Neuköllns Kirchen zu Hause.

Von Uli Schulte Döinghaus

Wer immer schon mal wissen wollte, wie international Berlin-Neukölln ist, sollte sich den 3. Juli dick im Kalender markieren. Unter dem Titel „weltweit – weltoffen“ wird an dem Tag der Kreiskirchentag des Kirchenkreises Neukölln sein, der in diesem Jahr gemeinsam mit dem Berliner Missionswerk gefeiert wird. Dass der Neuköllner Kirchenkreis tatsächlich weltweit und weltoffen ist, bewahrheitet sich fast täglich in einer seiner Kirchen und Gemeinden. Regelmäßig treffen sich dort Christen aus unterschiedlichen Nationen und Kulturen zum gemeinsamen Gottesdienst. In der Martin-Luther-Kirchengemeinde zum Beispiel, in der gleich fünf Gemeinden zu Gast sind, wird sonntags auch in Gemeinderäumen im zweiten Stock gebetet. In der Kirche genießt die Rumänische Gemeinde die Gastfreundschaft der Neuköllner, und auch eine Indonesische Gemeinschaft, die Nigerianische Gemeinde „Blood of Jesus Foundation Ministry“ und die Ghanaische Gemeinde „House of Prayer“. In Rixdorf ist die Evangelische Koreanische Presbyterianische Gemeinde mehrmals wöchentlich zu Gast, ebenso wie die United Brethren in Christ Church (UBC) mit Wurzeln in Sierra Leone. Die fremdsprachigen Gemeinden in Neukölln wachsen schnell – nicht erst mit dem Zuzug der Flüchtlinge. Die ersten Gemeinden haben auf der Suche nach Räumlichkeiten schon vor etwa zehn, 15 Jahren an die Neuköllner Kirchentüren geklopft – die UBC in Magdalenen zum Beispiel. Auch unter der Woche nutzen die Gastgemeinden die Kirchen und Gemeindehäuser: Der UBC kommt mittwochs in die Rixdorfer Kapelle zum Bibelkreis. In der Genezarethkirche trifft sich mittwochs Abend die afrikanische Gemeinde. In Martin-Luther gibt es keinen Tag, an dem nicht eine fremdsprachige Gemeinde zu Gast ist.Natürlich geht das nicht immer völlig reibungslos. Mit einer kleineren, in sich geschlossenen Gruppe wie den Koreanern ist das Verhältnis unkompliziert. Bei einer sehr großen Gemeinde kann es dagegen auch mal recht lebendig werden. In die Martin-Luther-Gemeinde kommen wöchentlich zusätzlich etwa 650 Menschen. Dadurch entstehen weitere Kosten, auch wenn ein Nutzungsentgelt erhoben wird.Diese Herausforderungen stehen aber in keinem Verhältnis zu der gemeinsamen Bereicherung. Der Chor der UBC singt beim Sommerfest „Jazz in the Garden“ in Magdalenen, die Koreaner kommen zum Osterfrühstück nach Rixdorf, die Martin-Luther-Gemeinde feiert zweimal im Jahr mit ihren indonesischen Geschwistern Gottesdienst. „Wir freuen uns, dass die Gastgemeinden Martin-Luther als ihre Heimat verstehen“, sagt Pfarrerin Anja Siebert-Bright, „durch sie erleben wir, wie bunt und fröhlich der christliche Glaube ist.“ Wie wunderbar vielsprachig es im Kirchenkreises Neukölln zugeht, erwies sich vor kurzem, als Superintendentin Viola Kennert im Gemeindesaal von „Martin Luther“ das Vaterunser anstimmte. Die Anwesenden beteten in vielerlei Sprachen: auf Akan (Ghana), Englisch, Rumänisch, Spanisch, Indonesisch und Deutsch. Vertreter der Gastgemeinden hatten sich eingefunden, um den Gottesdienst für den Kreiskirchentag zu planen. Dann sammeln sich alle zusammen, und zeigen, wie „weltweit – weltoffen“ Kirche in Neukölln ist.