Münchner Lenbachhaus restituiert Silberplastik von Georg Wrba

Der Unternehmer Max Meirowsky war ein großer Kunstfreund. Seine Sammlung musste er aber verkaufen, um als Jude Nazi-Deutschland verlassen zu können. Eine damals veräußerte Figur ging nun zurück an seine Stiftung.

Das Münchner Lenbachhaus hat die Silberplastik “Diana auf der Hirschkuh” des Künstlers Georg Wrba restituiert. Das Werk ging zurück an die Erbin des Industriellen Max Meirowsky (1866–1949), die in Genf ansässige Bona Terra-Stiftung, wie das Lenbachhaus am Mittwoch mitteilte. Proaktive Recherchen hatten demnach ergeben, dass die Plastik aus der Sammlung des Kölner Unternehmers, Mäzens und passionierten Kunstsammlers stammte. Sie war ihm 1938 durch die Nationalsozialisten entzogen worden.

Die Silberplastik “Diana auf der Hirschkuh” gilt als eines der Frühwerke des Münchner Künstlers Wrba (1872–1939). Ein bronzener Guss der Figur soll erstmals 1899 im Rahmen der Ausstellung der Münchner Secession präsentiert worden sein. Es gebe mehrere Fassungen der Plastik, aus Bronze oder Silber, hergestellt in unterschiedlichen Gießereien. Dennoch belegten die Unterlagen eindeutig, dass es sich bei diesem Objekt um eines aus der Sammlung von Meirowsky handelt, heißt es.

Meirowsky bediente mit seinem Unternehmen für Isoliermaterial die wachsende Nachfrage der Automobil- und Elektroindustrie. Mit seinem Vermögen baute er sich eine Kunstsammlung auf, die Werke von Renoir, Gauguin und van Gogh enthielt. Für den Ausbau seiner 1910 erbauten Villa in Köln-Lindenthal engagierte er den Münchner Künstler Wrba. Mitte der 1920er Jahre hatte Meirowsky seine Stelle als Direktor des Kölner Unternehmens “Meirowsky & Co AG” niedergelegt und war nach Berlin gezogen. Seine Berliner Firma stellte 1927 den Betrieb ein, das Firmengrundstück wurde 1938 zwangsverkauft.

Das gleiche Schicksal erlitt den Angaben zufolge seine Sammlung: Nachdem Meirowsky ab 1936 deutschen Museen einzelne Werke zum Verkauf anbot, veräußerte er ab 1937 ganze Konvolute. Im November 1938 versteigerte das Berliner Auktionshaus Hans W. Lange 140 Objekte aus seiner Sammlung. Aus dieser gelten noch heute über 300 Werke als vermisst. Den Erlös benötigte der Geschäftsmann, um die sogenannte Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe zu bezahlen.

Das Lenbachhaus erwarb zwei Objekte auf der Berliner Auktion, wie es heißt. Neben der Silberplastik von Wrba auch ein Gemälde von Philipp Röth, das bereits 2012 restituiert werden konnte. Unmittelbar nach der Auktion emigrierte Meirowsky über die Niederlande in die Schweiz. Er verstarb 1949 als Staatenloser in Genf. In seinem Testament vom 3. Juni 1948 bestimmte er die Gründung der Bona Terra-Stiftung, die sich der Förderung des Handwerks und der Landwirtschaft in Israel widmen soll. 1954 konnte diese durch die Unterstützung des Testamentsvollstreckers, Paul Guggenheim, ins Leben gerufen werden.