Münchner Kardinal Reinhard Marx kritisiert Asyldebatte
Der Ton in der Asyldebatte wird rauer. In der Wochenendausgabe der “tageszeitung” erheben 32 Prominente ihre Stimme. Sie fordern: “Mein Deutschland bleibt offen.”
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx kritisiert den Ton in der aktuellen Asyldebatte. “Die Vorstellung einer in sich geschlossenen ‘Festung Europa’, auch einer ‘Festung Deutschland’, in allen Dimensionen ist nicht zukunftsfähig”, so der ehemalige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in der “tageszeitung” (Wochenende). Europa bedeute für ihn “Offenheit, Begegnung von Kulturen und Völkern, Integration, Aufnahme neuer Ideen, Neugierde”, fügt der Erzbischof von München und Freising hinzu. Ihn präge ein Wort von Johannes Paul II.: “Wenn man Europa sagt, soll das Öffnung heißen – apertura!”
Neben Marx äußerten sich in der “taz” unter der Überschrift “Mein Deutschland bleibt offen” 31 weitere Prominente zu den laufenden Diskussionen über den Umgang mit Flüchtlingen und Migration. “Grenzen vor Schutzsuchenden zu schließen, verletzt historisch hart erkämpfte Grundrechte – und stellt unsere eigenen Werte, unsere Menschlichkeit in Frage”, betont die Direktorin der in Frankfurt ansässigen Bildungsstätte Anne Frank, Deborah Schnabel.
Der Publizist Michel Friedman fragt: “Was wird aus der Europäischen Union werden, wenn es das Programm von immer mehr Regierungsparteien ist, Menschenrechte mit Füßen zu treten?” Der Sänger und Autor Schorsch Kamerun bezeichnet Vorstöße von CDU-Chef Friedrich Merz zu Grenzschließungen und testweisen Zurückweisungen als “beschämend und dumm”.
Die iranisch-deutsche Künstlerin und Aktivistin Enissa Amani erinnert an den Schriftzug “Dem Wahren, Schönen, Guten” an der Alten Oper in ihrer Heimatstadt Frankfurt. “Nach diesem Deutschland sehne ich mich.” Die Bestsellerautorin Cornelia Funke wird mit den Worten zitiert: “Mein Deutschland bleibt offen, weil es sonst bald nur noch zwei Farben hat: Grau und Braun.”