Mülheimer Dramatikpreis für israelische Regisseurin Sivan Ben Yishai

Die israelische Theaterregisseurin Sivan Ben Yishai erhält den mit 15.000 Euro dotierten Mülheimer Dramatikpreis 2024. Die 46-Jährige wird für ihr Stück „Nora oder Wie man das Herrenhaus kompostiert“ ausgezeichnet, wie die Theatertage am Sonntag mitteilten. Bei den 49. Mülheimer Theatertagen wurde die Uraufführung des Schauspiels Hannover in der Regie von Marie Bues präsentiert. Mit der Preisverleihung am Samstagabend endete das Festival, die Ehrung findet bei der Eröffnung der 50. Ausgabe des Festivals im Mai 2025 statt.

Das ausgezeichnete Theaterstück sei ein knapp, elegant und treffend geschriebener „großer Anklagetext“, heißt es in der Entscheidung der Jury des Festivals deutschsprachiger Gegenwartsdramatik. Er spiele die Themen Klassismus und intersektionaler Feminismus am Beispiel der Institution Theater durch. Dabei beweise Ben Yishai ihren „genialen Riecher für böse Drehs“. Sie zeige, wie sich Begriffe oder Kategorien wie Feminismus und Leistung im Diskurs wenden ließen. Der Text sei „auf extrem vielen Ebenen aufregend, ungewöhnlich und aufbauend“.

Die Dramatikerin, Regisseurin und Performerin Sivan Ben Yishai gewann damit bereits zum zweiten Mal den Mülheimer Dramatikpreis: Vor zwei Jahren wurde sie für ihr Stück „Wounds are forever (Selbstporträt als Nationaldichterin)“ geehrt. Der Publikumspreis 2024 geht an Roland Schimmelpfennig für „Laios“, uraufgeführt vom Deutschen SchauSpielHaus Hamburg in der Regie von Karin Beier. Den Gordana-Kosanović-SchauspielerInnenpreis des Fördervereins des Theaters an der Ruhr erhält Dimitrij Schaad für seine Leistung in der Uraufführung von Falk Richters „The Silence“.

Der Mülheimer Dramatikerpreis wird seit 1976 während des Theaterfestivals „Stücke“ in Mülheim an der Ruhr vergeben. Ein Gremium aus Theaterschaffenden, Kritikern und Dramatikern bewertet die Stücke der jeweiligen Saison. Im Zentrum stehen bei dem Preis die Texte, nicht deren Inszenierung.