Der Evangelische Kirchenkreis Mühlhausen stellt die Theologie des Reformators Thomas Müntzer (1490-1525) in den Mittelpunkt des Jubiläums „500 Jahre Bauernkrieg“. Müntzer sei zum geistlichen Führer im Aufstand 1525 geworden, erklärte Superintendent Christian Beuchel am Dienstag. Zum Jubiläum biete sich die Gelegenheit, das reformatorische Erbe Mühlhausens und seine Bedeutung für die heutige Gesellschaft neu zu entdecken.
So sei geplant, eine noch aus DDR-Zeiten stammende Tafel mit der Beschreibung Müntzers als frühbürgerlichem Revolutionär am Gebäude der Mühlhäuser Superintendentur um eine Kommentierung mit Bezug auf ihn als Pfarrer zu ergänzen. Im heutigen Kreiskirchenamt im Schatten der Marienkirche wohnte Müntzer bis zu seiner Hinrichtung zwischen Februar und Mai 1525.
Vor der politischen Wende 1989 sei Müntzer vor allem als Revolutionär dargestellt worden, sagte Beuchel. Nun wolle ihn die Kirchgemeinde als Theologen wiederentdecken. Über das Jahr verteilt, werde dessen Theologie im Zentrum von Predigten und Vorträgen stehen. Auch ein Müntzer-Oratorium sei in Auftrag gegeben worden.
Anfangs war Müntzer ein Anhänger Martin Luthers (1483-1546) und später einer seiner erbittertsten Gegner gewesen. Die beiden Theologen unterscheiden sich durch ein jeweils eigenes Verständnis von der Heiligen Schrift und dem Wirken des göttlichen Geistes. Luther hat das von ihm als aufrührerisch-schwärmerisch gekennzeichnete Denken und Handeln Müntzers immer verurteilt und literarisch angegriffen. Das Ende Müntzers im
Bauernkrieg bezeichnete er als Gottesurteil.