Moraltheologe: Homosexuellen-Segnung ist wegweisend

Die am Montag vom Vatikan veröffentlichte Erlaubnis von Segnungen homosexueller Paare ist aus Sicht des Bonner Moraltheologen Jochen Sautermeister wegweisend. „Seelsorger und Priester können sich bei Segensbitten nun nicht mehr auf ein kirchliches Verbot von Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare mit Verweis auf die kirchliche Lehre berufen. Das ist zweifelsohne eine Entwicklung“, sagte er dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de (Dienstag).

Die Grundsatzerklärung der vatikanischen Glaubensbehörde mit dem Titel „Fiducia supplicans“ (deutsch: Das flehende Vertrauen) erlaubt es katholischen Priestern nunmehr, homosexuelle und auch unverheiratete Paare zu segnen. Dabei müsse aber eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden. Die katholische Lehre, wonach die sexuelle Vereinigung nur innerhalb einer Ehe von Mann und Frau erlaubt sei, bleibe unverändert. Auch dürfe die Segnung nicht in einem gottesdienstlichen Rahmen erfolgen.

Laut Sautermeister wird in der Erklärung der pastorale Stil des neuen Präfekten der Glaubensbehörde, Kardinal Victor Manuel Fernandez, deutlich. Er wisse sich dem pastoralen Ansatz von Papst Franziskus verpflichtet. „Es geht nicht darum, die Lehre zu ändern, sondern durch eine pastorale Sicht die seelsorgerlichen Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten zu erweitern und den jeweiligen Biografien von Menschen mit ihren Lebensumständen Rechnung zu tragen“, so der Moraltheologe.

Die Erklärung mutet nach Worten Sautermeisters verschiedenen Richtungen etwas zu: denjenigen, die sich für eine Änderung der kirchlichen Sexuallehre aussprechen, und denjenigen, die gegen jegliche Form von Segnungen gleichgeschlechtlicher oder nichtehelicher Paare sind. „Man denke nur an die starke Ablehnung, Diskriminierung bis hin zur Kriminalisierung und Todesstrafe für homosexuelle Menschen in einzelnen afrikanischen Ländern.“