„Monitor“-Chef Restle: Unterhaltender Journalismus kein Leitbild
Journalismus in unterhaltender Verpackung – das darf nicht zur Regel werden, sagt „Monitor“-Chef Georg Restle. Doch zwei solcher Formate lobt er.
„Monitor“-Chef Georg Restle warnt davor, journalistischen Inhalten immer stärker eine unterhaltende Verpackung zu geben. Jan Böhmermanns „ZDF Magazin Royale“ oder „Reschke Fernsehen“ in der ARD seien für sich genommen „wunderbare Formate“, aber diese dürften „niemals Leitbild werden für einen Journalismus, der in dieser Gesellschaft ernst genommen werden will“, sagte der Leiter des ARD-Politikmagazins in der aktuellen Folge des Medien-Podcasts „Läuft“.
Formate mit subjektiv-emotionalem Blick, die ARD und ZDF auch in ihrem Online-Jugendangebot Funk ausprobierten, hätten durchaus eine Berechtigung. „Doch gerade der öffentliche Rundfunk darf nicht nur noch darauf setzen“, betonte Restle. Manche Themen, etwa die Debatte über Flüchtlinge im Mittelmeerraum, seien nicht mit „anekdotischer Evidenz“ abzubilden. Das Publikum erwarte hier große Ernsthaftigkeit und genaue Faktenprüfung.
„Knochenharter Journalismus“
Die aktuelle Form der digitalen Formatentwicklung bei öffentlichen-rechtlichen Sendern lasse bei ihm die Sorge aufkommen, dass der „knochenharte, investigative Journalismus“ unter die Räder kommen könnte, sagte der 58-jährige WDR-Journalist. Denn bei diesem Journalismus sei Erfolg nicht immer sofort sichtbar. Manche Recherchen dauerten Wochen oder Monate und seien teuer.
In der „neuen Unübersichtlichkeit von Fake News und Halbwahrheiten“ müssten ARD und ZDF Profil zeigen, forderte Restle. „Sonst wird man uns künftig nicht mehr nachfragen.“ Der öffentlich-rechtliche Rundfunk müsse daher zunächst für sich klären, was er in der digitalen Welt überhaupt wolle, anstatt zu versuchen, auf allen möglichen Plattformen präsent zu sein.
Der Podcast „Läuft“ ist ein gemeinsames Projekt des Fachdienstes epd medien und des Grimme-Instituts in Marl.